Bringt das noch was? Beschäftigungsangebote in Pflegeheimen bei Demenz und die Lebensqualität
Welchen Zusammenhang haben Beschäftigungsangebote und Lebensqualität?
Beschäftigungsangebote in stationären Einrichtungen der Altenhilfe haben einen großen Einfluss auf die dort lebenden Bewohner. Beschäftigung bei Demenz ist wichtig: In vielen Veröffentlichungen wird der Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Beschäftigung betont, so auch in dem Projekt H.I.L.DE. [Becker/ Kaspar & Kruse 2010]:
„Ein weiteres bedeutsames Element von Lebensqualität stellt die Kontinuität der Lebensbedingungen und des Alltagslebens dar. Um sie auch in einem institutionellen Umfeld zu gewährleisten, müssen Beschäftigungsangebote bereitgestellt werden, welche die in der Biografie entwickelten Interessen und Fertigkeiten ansprechen. Der Bereich der Aktivitäten spielt daher gerade für die Lebensqualität von Menschen, die sich ab einem gewissen Stadium der Erkrankung nicht mehr zu ihren Vorlieben und Bedürfnissen äußern können, eine ganz wesentliche Rolle.“ (S. 37)
Wie beurteilen Pflegebedürftige die Bedeutung von Beschäftigungsangeboten?
Des Weiteren sehen auch Bewohner von Pflegeheimen selbst Beschäftigung als einen wichtigen, zur Lebensqualität beitragenden Faktor. Das INSEL-Projekt (Entwicklung eines Instruments zur praxisnahen Erfassung von Lebensqualität im stationären Kontext) beinhaltete eine Befragung von Bewohnern in stationären Pflegeeinrichtungen. Im Rahmen dieser Befragung gaben 52% der Bewohner an, dass „sinnvolle Beschäftigung“ ein sehr wichtiger Bestandteil der Lebensqualität ist, während lediglich 24% Beschäftigung als „nicht so wichtig“ angaben. Die Daten stammen aus einem unveröffentlichten Manuskript, welches durch Becker, Kaspar und Kruse (2010) zitiert wird und konnten daher nicht überprüft werden.
Wie sieht die Qualität von Beschäftigungsangebote in Pflegeheimen aus?
Die Erprobungsergebnisse, die im Rahmen des Projekts „Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“ ermittelt wurden, legen nahe, dass ein Großteil der Bewohner die Beschäftigungsmöglichkeiten als bedürfnisgerecht empfindet (74%). Allerdings sind sehr starke Unterschiede zwischen den Einrichtungen ermittelt worden. Diese Unterschiede ließen sich auch bei den befragten Angehörigen feststellen, von denen allerdings auch weit weniger von den bedürfnisgerechten Beschäftigungsmöglichkeiten überzeugt waren, als von den Bewohnern selbst (55%) [Becker/ Kaspar & Kruse 2010].
Ein Recht auf angemessene Beschäftigung
Abschließend ist zu nennen, dass das Recht auf angemessene Beschäftigung auch in der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen [BMFSFJ 2010] verankert wurde. Dort heißt es:
„Angebote zur Betätigung zu erhalten, die ihren Interessen und Fähigkeiten
entsprechen und ihnen Freude bereiten. Dazu gehören beispielsweise die Beteiligung an hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Verrichtungen, gemeinschaftlichen Aktivitäten, Festen und Veranstaltungen. Zugleich muss aber auch ihr Wunsch, Angebote nicht in Anspruch zu nehmen, respektiert werden.“ (S. 19)
Schwere Demenz und Beschäftigungsangebote
Beschäftigungsangebote für Menschen mit schwerer Demenz waren Inhalt meiner Masterarbeit im Studiengang “Alternde Gesellschaften”. Das Thema liegt mir daher besonders am Herzen.
BMFSFJ, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend(2010). Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen. Zugriff am 24.11.2013, von http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Charta-der-Rechte-hilfe-und-pflegebed_C3_BCrftiger-Menschen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf