Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz. Wie wir Ihnen mit Beschäftigungsangeboten begegnen können!
Was für Bedürfnisse haben Menschen mit schwerer Demenz?
Ein Ziel für die Planung von Beschäftigungangeboten für Menschen mit schwerer Demenz ist die Passung zwischen den gemachten Angeboten und den Bedürfnissen der Menschen.
Doch was ist ein Bedürfnis überhaupt? Mötzing (2013) schreibt dazu folgendes:
„Bedürfnisse sind sozusagen der Motor des Lebens. Sie motivieren Menschen, einen Spannungszustand, der durch einen Mangel entstanden ist, zu beheben. Durch die Erfüllung eines Bedürfnisses wird der Mangelzustand aufgehoben, es entsteht wieder ein Gleichgewicht (Homöostase).“(E-book Pos. 421 von 14900)
Spannungszustände bei Menschen mit schwerer Demenz
Dieser Definition folgend sind Bedürfnisse Spannungszustände. Menschen mit einer schweren Demenz sind oft nicht mehr dazu in der Lage diese Spannung alleine zu beheben. Daraus folgt widerum, dass Menschen mit einer schweren Demenz in einem Mangelzustand verbleiben, wenn ihnen nicht von außen geholfen wird das Bedürfnis zu erfüllen.
Bedürfnissmodelle
Es gibt verschiedene Modelle, die sich mit Bedürfnissen auseinandersetzen. Die meisten teilen die Bedürfnisse in Grundbedürfnisse und höhere Bedürfnisse ein. Das wohl bekannteste Modell ist die Bedürfnispyramide nach Maslow, die sich wie folgt aufbaut.
- Stufe: Physiologische Bedürfnisse
- Stufe: Sicherheitsbedürfnisse
- Stufe: Soziale Bedürfnisse
- Stufe: Bedürfnis nach Wertschätzung
- Stufe: Bedürfnis nach Selbstentfaltung
Die Bedürfnispyramide von Maslow ist hierarchischer Natur. Die Befriedigung der Bedürfnisse auf den höheren Stufen setzt die Befriedigung der physiologischen Bedürfnisse voraus. Die höheren Bedürfnisse können sich umso besser entfalten, je besser die niederen Bedürfnisse befriedigt sind [Maslow 1981].
Was bedeutet das für Beschäftigungsangebote?
Für die Planung von Beschäftigungsangeboten für Menschen mit schwerer Demenz bedeutet das, dass sie nur zur Bedürfnisbefriedigung beitragen können, wenn die physiologischen Bedürfnisse und die Sicherheitsbedürfnisse erfüllt wurden. Das setzt eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen innerhalb stationärer Pflegeeinrichtungen voraus. Bedürfnisse, die unter Umständen durch Beschäftigung befriedigt werden können, befinden sich vor allem auf den Stufen 3-5. Beispiele:
5. Stufe Bedürfnis nach Selbstentfaltung
Das Malen eines Bildes kann zur persönlichen Selbstentfaltung beitragen. Ebenso kann der Besuch einer Andacht das Bedürfnis nach Spiritualität befriedigen.
4. Stufe Bedürfnis nach Wertschätzung
Das Schälen einer Kartoffel in der Hauswirtschaftsgruppe kann das Selbstvertrauen stärken. Lob und Anerkennung kann erfahren werden.
3. Stufe Soziale Bedürfnisse
In einem Spielkreis kann Gemeinschaft erlebt werden. Bei einem Einzelangebot, in dem eine Handmassage durchgeführt wird, kann Zuwendung erfahren werden.
Unter Umständen ist aber auch die die Befriedigung von Bedürfnissen der ersten und zweiten Stufe durch Beschäftigungsangebote möglich.
Beispiele:
2. Stufe Sicherheitsbedürfnisse
Eine Frau, die sich nicht mehr traut alleine die Einrichtung zu verlassen, erfährt durch die Begleitung durch eine Betreuungskraft bei einem Spaziergang Gefahrenschutz und Sicherheit.
1. Stufe physiologische Bedürfnisse
Ein Mann vergisst auf Grund seiner fortgeschrittenen Demenz zu trinken und reagiert abweisend auf diesbezügliche Hinweise durch die Pflegekräfte. In der „Männerrunde“ der Einrichtung wird häufig angestoßen und er trinkt automatisch mit.
Quellen:
Mötzing, G.(2013). Beschäftigung und Aktivitäten mit alten Menschen. 3. München: Urban & Fischer.*
Maslow, A.(1981). Motivation und Persönlichkeit. 12. Reinbek: Rororo.*