Kurzgeschichte: Der Hamburger Fischmarkt und der alte Fischer

In unserer Kurzgeschichte „Der alte Fischer“ treffen zwei Generationen aufeinander: ein erfahrener Seemann und ein junger Fischverkäufer. Diese Geschichten eignet sich besonders gut für Senioren und Menschen mit Demenz und bietet die Gelegenheit, Erinnerungen an das Leben am Wasser und vielleicht sogar eigene Erlebnisse wachzurufen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Vorlesen und dem gemeinsamen Eintauchen in die Welt des Fischmarkts!



Der Hamburger Fischmarkt und der alte Fischer

Es war ein kalter, aber klarer Morgen auf dem Hamburger Fischmarkt. Die Sonne ging gerade auf und tauchte den Hafen in ein goldenes Licht. Heinrich, ein älterer Herr mit wettergegerbtem Gesicht, schlenderte langsam durch die Stände. Er war früher Fischer gewesen. Jetzt war er in Rente, aber der Geruch von frischem Fisch und das Stimmengewirr auf dem Markt zogen ihn immer wieder hierher.

“Scholle, Makrele, frischer Hering! Alles frisch gefangen!” rief ein junger Mann an einem Stand. Heinrich blieb stehen und betrachtete die Auslage. Die Fische glänzten im Morgenlicht, und für einen Moment fühlte er sich wieder jung. So, als wäre er selbst gerade mit seinem Boot zurückgekommen.

“Na, kann ich Ihnen etwas anbieten?” fragte der junge Verkäufer lächelnd.

Heinrich nickte langsam. “Ich habe früher selbst gefischt”, sagte er leise. “Schöne Ware hast du da.”

Der junge Mann hob erstaunt die Augenbrauen. “Echt? Wo waren Sie denn unterwegs?”

“Nordsee, Ostsee, überall da, wo der Wind stark bläst und die Wellen hochschlagen”, antwortete Heinrich und schaute gedankenverloren auf die Fische. “Mein Boot hieß ‘Seemöwe’. Es hat mich oft durch stürmische Nächte gebracht.”



Der Verkäufer lehnte sich über den Tresen. “Das klingt nach einem harten Leben. Ich habe immer Respekt vor den alten Fischern.”

Heinrich lächelte schwach. “Es war nicht immer leicht, aber das Meer… das Meer gibt einem etwas zurück. Die Freiheit, der Wind, die Weite. Das kann man schwer erklären.”

Der junge Mann nickte und sah Heinrich neugierig an. “Und warum haben Sie aufgehört?”

Heinrich zuckte mit den Schultern. “Irgendwann wird man älter. Die Knochen machen nicht mehr mit, und das Meer ist nicht gnädig zu den Alten. Jetzt bin ich lieber hier auf dem Festland. Aber wenn ich den Fisch sehe und die Netze rieche, dann kommt alles zurück.”

“Verstehe”, sagte der Verkäufer nachdenklich. “Manchmal frage ich mich, wie lange ich das noch machen will. Der Fischhandel ist auch hart.”

“Das stimmt”, antwortete Heinrich. “Aber wenn du das Meer liebst, bleibt es immer ein Teil von dir, egal was du machst.”

Der junge Mann nickte und überlegte kurz. Dann strahlte er plötzlich. “Wissen Sie was? Lassen Sie uns ein Fischbrötchen zusammen essen, was meinen Sie?”

Heinrich lächelte breit. “Das klingt gut. Früher habe ich immer nach der Arbeit eins gegessen. Makrele mit Zwiebeln, das war mein Lieblingsbrötchen.”

“Makrele, ja? Na, dann mach ich uns zwei”, sagte der Verkäufer und drehte sich um.

Nach wenigen Minuten kam er mit zwei frisch belegten Fischbrötchen zurück. Sie setzten sich auf eine Bank, die direkt am Wasser stand. Die Möwen kreisten über ihnen und der Wind brachte den salzigen Geruch des Hafens mit sich.

“Auf das Meer”, sagte der junge Verkäufer und hob sein Brötchen.

“Auf das Meer”, wiederholte Heinrich lächelnd, bevor er herzhaft in sein Brötchen biss.

Gemeinsam saßen sie da, der alte Fischer und der junge Verkäufer, und genossen den Moment. Die Welt um sie herum war voller Leben, aber für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen.

 

Hat Ihnen die Geschichte gefallen? Dann freuen wir uns, wenn Sie Mal-alt-werden.de auch auf unseren Social Media Kanälen folgen!

Taschen, Tassen, T-Shirts und weitere Produkte mit liebevollen und lustigen Designs. Schauen Sie sich unser Angebot an!

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bücher für die soziale Betreuung von Senioren und Menschen mit Demenz. Finden Sie Ideen aus der Praxis für die Praxis!