Der große Tag – Eine Liedergeschichte zu “Wir pflügen und wir streuen”
Zum Herbst gehören Herbstlieder . Diese Liedergeschichte dreht sich auch um ein Herbstlied. Singen Sie an den entsprechenden Stellen die angegebene Strophe des Liedes “Wir pflügen und wir streuen”. Als Refrain werden die Worte “Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn” nach jeder Strophe wiederholt.
Der große Tag
Noras großer Tag ist endlich da – heute geht sie das erste Mal zur Heiligen Kommunion. Es ist weißer Sonntag. Die ganze Nacht konnte sie vor Aufregung kaum schlafen und ist heute Morgen schon früh aufgestanden, um endlich ihr weißes Kleid anzuziehen. Wie lange hatte sie auf diesen Moment nur gewartet? Während sie sich ihre Haare hochsteckt gehen ihr allerlei Gedanken durch den Kopf.
Im letzten Jahr hatte sie sich immer wieder mit anderen Kindern im Gemeindehaus getroffen um sich auf den Tag heute vorzubereiten. Sie hatten gebastelt, gespielt, waren auf Ausflüge gefahren und hatten Gottesdienste miteinander gefeiert. Dabei hatten sie immer wieder über Gott gesprochen, darüber was er tut, wann er da ist und wie man am besten mit ihm spricht…
Wir pflügen, und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.
Nora geht gerne in die Kirche. Seitdem sie denken kann besuchen sie mit der ganzen Familie jeden Sonntag den Gottesdienst. Danach spielen die Kinder noch zusammen, während die Väter sich zum Frühschoppen verabschieden. Nora weiß zwar nicht, wie dieser Gott aussieht und wo er wohnt, aber Mama hat ihr gesagt, dass sie immer einfach mit ihm sprechen kann – er würde sie schon hören. Und dass er aufpasst, dass es allen Menschen gut geht.
Mama hat ihr auch die Geschichte ihrer Taufe erzählt. Daran kann sich Nora beim besten Willen nicht mehr erinnern. Mama hat ihr Bilder gezeigt, auf denen Nora als kleines Baby in Papas Arm liegt – in einem weißen langen Kleid. So ähnlich, wie Nora es heute trägt. Nur dass es viel kleiner war. Mama hatte ihr das Taufkleid in der letzten Woche einmal gezeigt und konnte es kaum glauben, dass sie einmal so winzig gewesen sein soll. Auch zur Taufe war sie damals in der Kirche gewesen. Und auch damals wurden dort Geschichten von Gott vorgelesen…
Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.
Heute sind auch wieder alle in der Kirche. Nora ist schon ganz gespannt, wie die Kleider ihrer Freundinnen aussehen. Und sie hofft, dass sie auch alles richtig macht wenn der Pfarrer sie nach vorne ruft. Und dass sie ihre Taufkerze nicht vergisst. Die wird nämlich heute an der großen Osterkerze angezündet, so wie damals bei ihrer Taufe auch. Heute kann Nora das schon ganz alleine machen und braucht nicht mehr die Hilfe ihrer Patentante Rosi.
Je mehr Gedanken sich Nora macht, desto aufgeregter wird sie. Mama und Papa schlafen immernoch. Wann würden sie denn endlich aufstehen? Schließlich mussten die beiden sich heute auch fein anziehen – das würde ja wohl etwas länger dauern als sonst!
In ihrem weißen Kleid geht sie die Treppen hinunter ins Wohnzimmer und singt leise das Lied vor sich hin, dass sie schon so oft zusammen in der Kirche gesungen haben…
Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter
und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.
Nora steht im Wohnzimmer und traut ihren Augen kaum. Alles ist festlich geschmückt, die Tische sind mit dem guten Porzellan gedeckt und überall stehen lilafarbene Blumen in kleinen Vasen. Lila ist Noras Lieblingsfarbe. Bei diesem Anblick vergisst sie ganz die Aufregung, die sie vorhin noch so deutlich gespürt hat.
Sie schaut aus dem Fenster. Die Sonne geht gerade auf, es scheint ein schöner Tag zu werden. Gestern hatte es noch Bindfäden geregnet und Mama war ganz beunruhigt gewesen, ob denn auch alle Gäste einen Platz im Wohnzimmer hätten. Aber diese Sorge scheint nun weggeweht worden zu sein.
Und auch Nora freut sich jetzt auf den Tag. Ihre Wangen leuchten als sie sich im Wohnzimmer immer und immer wieder im Kreis herum dreht. Dabei bemerkt sie gar nicht, dass Mama und Papa schon im Türrahmen stehen und ihrer Tochter verliebt zuschauen. “Ist sie wirklich schon so groß?”, fragt ihre Mama leise. “Ja, das ist sie”, sagt Papa und wischt Mama eine Träne von der Wange. “Aber sie wird immer unsere kleine Nora bleiben. Und wir werden sie immer beschützen.”
Er läßt die Sonn’ aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er läßt die Winde wehen
und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und unsern Kindern Brot.
Am Abend fällt Nora glücklich und zufrieden ins Bett. Es war ein wunderschöner Tag und wirklich alles, aber auch alles war gelungen. Bevor sie die Augen schließt, schaut sie noch einmal ihre Taufkerze an. Mit den Erinnerungen an ihren großen Tag und einem Lächeln im Gesicht schläft sie im Nu ein…