9 Tipps für die Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Wir kommunizieren mit Menschen mit Demenz auf vielen verschiedenen Ebenen. Gerade, wenn die Sprachfähigkeiten und das Sprachverständnis nachlassen, müssen wir andere Wege finden um zu kommunizieren. Vieles funktioniert dann über Rituale, Emotionen und Berührungen…
Wir haben neun alltagsnahe Tipps für die Kommunikation mit Menschen mit Demenz für Sie zusammengestellt:

Begrüßung
Begrüßen Sie demenziell veränderte Menschen bevor sie eine Unterhaltung beginnen. Geben Sie Ihnen die Hand und sprechen Sie sie mit ihrem Namen an. Im Altenheim: Wenn Sie den ganzen Tag auf einer Station sind natürlich nicht vor jeder Unterhaltung aber Sie können beispielsweise morgens eine kleine Begrüßungsrunde machen, indem Sie jedem Bewohner im Aufenthaltsraum einen guten Morgen wünschen. Je nach Stadium der Demenz bietet sich so eine Brgrüßungsrunde nach dem Kaffeetrinken auch noch einmal an.

Augenkontakt
Nehmen Sie Augenkontakt mit demjenigen auf, mit dem Sie sprechen. Man sagt immer so schön: Die Augen sind das Fenster zur Seele. Und das stimmt. Überlegen Sie mal einen kurzen Moment, wie viel wir über unsere Mitmenschen erfahren, nur dadurch, dass wir ihnen in die Augen schauen…Menschen mit Demenz, denen das Sprechen und kognitive Verstehen im Verlauf ihrer Erkrankung immer schwerer fällt, halten sich an unseren Augen fest – und das gibt ihnen Sicherheit. Unsere Augen spiegeln unsere Emotionen. Und die Kommunikation über Emotionen funktioniert bei Menschen mit Demenz noch sehr lange, auch dann, wenn andere Teile des Körpers schon keine Kraft mehr haben.

Auf Augenhöhe
Menschen mit Demenz sollte man immer auf Augenhöhe begegnen. Wenn wir kurz darüber nachdenken, sitzen die meisten auf einem Stuhl oder in einem Rollstuhl. Nehmen Sie sich einen Stuhl dazu oder knien Sie sich hin, wenn gerade keiner zu Hand ist. Wir begeben uns in unserem Alltag auch meist in die gleiche Position unseres Gegenübers, da fühlen wir uns wohler. Jemand, der vor uns steht und zu dem wir aufschauen müssen kann schon ziemlich bedrohlich wirken. Und da wir für viele unserer zu Betreuenden fremd sind sollten wir unbedingt eine Haltung einnehmen, in der wir Vertrauen aufbauen und Sicherheit vermitteln können.

Körperkontakt
Nutzen Sie Ihre Köpersprache und nehmen Sie Körperkontakt auf wenn Sie mit Menschen mit Demenz kommunizieren. Das muss (und sollte) nicht viel sein, eine Hand auf der Schulter, am Arm oder eine geöffnete Hand, in die Ihr Gegenüber seine hineinlegen kann. Diese Berührungen sind vertraut, beruhigen und vermitteln Sicherheit in einer oft ungewohnten Umgebung.

Wertschätzung
Menschen mit Demenz sollte man auch bei der Kommunikation zeigen, dass man sie versteht und sie als Persönlichkeit ernst nimmt. Zeigen Sie Verständnis, wenn die Senioren Ihnen etwas erzählen. Da reichen einfache kleine Gesten, ein Nicken, ein “Ja, das verstehe ich gut!”, “Da haben Sie aber viel Arbeit gehabt” oder “Das war sicher nicht leicht…”. Dadurch spüren sie, dass Sie ihnen zuhören, fühlen sich angenommen und bekommen Mut, weiter zu erzählen.

Einfache Sätze
Da viele ältere Menschen Probleme mit dem Gehör haben und Menschen mit Demenz unter kognitivem Abbau der Sprache und dem Sprachverständnis leiden, sollten die Sätze so kurz und einfach wie möglich gehalten werden. Dadurch vermeiden wir Überforderung und dass die Menschen sich weiter in sich zurück ziehen.

Rituale
Viele von Ihnen, die mit Menschen mit Demenz arbeiten, haben bestimmt eine Menge Rituale, die sie in den Alltag einfließen lassen. Einfache Rituale in der Kommunikation helfen auch, den Senioren Sicherheit zu vermitteln. Steigen Sie mit einer kurzen Begrüßung in Gespräche ein und beenden Sie sie mit einer Verabschiedung. Nennen Sie zwischendurch einmal den Namen Ihres Gegenübers. Vielleicht haben Sie auch einen schönen Satz, den Sie den Senioren regelmäßig mit auf den Weg geben, das ist ein schönes Wiedererkennungsmerkmal.

Biografiebezug
Es ist immer gut, wenn man so zwei bis drei kleine Dinge über die Biografie im Kopf hat wenn man mit an Demenz erkrankten Menschen spricht. Das erleichtert einerseits die Suche nach Gesprächsthemen, weil es über den Sohn oder das Enkelkind immer etwas zu erzählen gibt, und verhindert, dass man Dinge anspricht, die den Betroffenen emotional belasten oder verunsichern würden.

Fragen
Wenn man Fragen stellt sollten die auch einfach formuliert sein. Vermeiden Sie oder-Fragen. Je nach Stadium der Demenz und dem, was Sie erreichen möchten, stellen Sie entweder geschlossene Fragen die mit ja und nein beantwortet werden können oder offene Fragen, die zum Erzählen anregen.
Ein Beispiel:
Geschlossene Frage: Hat Ihre Mutter früher gekocht? Hat Ihnen das Essen geschmeckt?
Offene Frage: Welche Gerichte hat Ihre Mutter früher gekocht? Was war früher Ihr Lieblingsessen?

 

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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