Wenn Neues nicht mehr im Gedächtnis bleibt…

setzt „memosens“ auf vertraute Klänge und Worte

Eva Molz

 

Hallo Frau Molz, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Ich bin Musik- und Tanzpädagogin und habe über 20 Jahre an einer Fachschule für Sozialpädagogik angehende Erzieherinnen in Musik und Rhythmik unterrichtet.

 

Seit wann arbeiten Sie mit Menschen mit Demenz und wie ist es dazu gekommen?
Wie Viele in meinem Alter (ich bin 58 Jahre alt) bin ich als pflegende Angehörige zu diesem Thema gekommen. Ich habe meine Mutter über mehrere Jahre begleitet. Das begann in den späten 90er Jahren und dauerte bis zu ihrem Tod 2011. In dieser Zeit war ich mit dem Thema Demenz zunehmend konfrontiert, sowohl durch die Sorge für die Mutter, als auch weil ich viele ähnliche und doch so andere Fälle im Pflegeheim kennenlernte.

 

Sie haben eine eigene Firma gegründet. Wie kam es zu der Idee?
Ich wollte Dinge herstellen, die ich über die ganzen Pflegejahre hinweg gerne zu kaufen gefunden hätte.

 

Wie sind Sie auf den Namen „memosens“ gekommen?
Zwei Aspekte sind in diesem Namen angesprochen:
Es geht einerseits um das Erinnern („memory“) und andererseits um sinnvolles Tun, sowie um Wahrnehmung (sensus – lat. Sinn, Bewusstsein).

 

Was für Produkte bieten Sie an?
Zwei Bereiche sind es, die mich interessieren:
Einerseits Musik: Singen ist eine Ressource, die lange erhalten bleibt, auch wenn Sprechen nicht mehr funktioniert. Betreuungspersonen ohne spezielle Musikausbildung fühlen sich hier oft überfordert, und so gebe ich Liedereditionen heraus, die alles beinhalten, was gemeinsames Singen im Alltag ganz einfach macht. Liedtexte in Großdruck, schön illustriert, dazu ein Begleitheft mit CD und passenden Impulsen, die je nach Bedarf ohne Mühe umsetzbar sind. Daneben gibt es auch Material, das speziell für Bettlägrige und andere Schwerpflegebedürftige geeignet ist.

Mein zweites Standbein ist Literatur für Menschen mit Demenz.
Es wird diesen ja viel vorgelesen. In meinen Büchlein lesen die alten Menschen selber, sie finden vertraute Texte vor, die sie sogar oft noch in Teilen auswendig können. So wird ihre Identität gestärkt, sie erinnern sich und erleben, dass sie noch etwas wissen und können.

In den kommenden Wochen wird ein Büchlein in russischer und deutscher Sprache erscheinen, um der großen Anzahl von alten Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion auch etwas Heimatliches anzubieten.
Das nächste wird dann eine türkische Liederedition sein.

 

Wie ist die Resonanz auf Ihre Produkte?

Es ist für mich sehr beglückend, zu erleben, wie meine Lieder- und Lesebüchlein Brücken zwischen Menschen bauen. Die alte Person ist selber aktiv mit dem Büchlein, in dem sie blättert – Liederheft oder Lesebüchlein – die Angehörige oder Sozialbetreuerin betrachtet es gemeinsam mit dem oder der Hochbetagten und es entsteht viel, wo vorher Sprachlosigkeit war.

 

Können Sie vielleicht eine kleine Anekdote oder Geschichte erzählen, die verdeutlicht, was man mit Ihren Produkten erreichen kann?
Eine kleine Szene möchte ich gerne erzählen. Ich sang mit 3 oder 4 alten Leuten gemeinsam Weihnachtslieder. Die alte Dame neben mir schien mir ganz weit weg zu sein; sie zeigte kaum Reaktionen. Ich konnte nicht erkennen, ob sie noch sprechen oder singen konnte, und wie weit sie an dem Geschehen überhaupt beteiligt war.
Als ich mich ihr dann ganz zuwandte und mit ihr im Büchlein „Von drauß´ vom Walde komm ich her“ blätterte, las sie, zwar mit schwacher Stimme, den ganzen Text so ausdrucksvoll vor, als stehe sie auf einer Bühne.
Genau das ist es, dachte ich bei mir: Wenn das richtige Material mit aufmerksamer Zuwendung angeboten wird, kommen verborgene Ressourcen auf einmal ans Licht.

 

Was wünschen Sie sich von der Zukunft?
Ich wünsche mir, dass meine Liededitionen und Lesebüchlein vielen Menschen Freude bereiten, sodass ich die Reihen bald fortsetzen und immer wieder neue Themen anbieten kann. Denn die Biographien alter Menschen sind vielfältig und so vielfältig soll auch dereinst die Auswahl an memosens Materialien werden.

 

Herzlichen Dank, Frau Molz!!!

Zur Internetseite: http://memosens-erinnern.de

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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