Schneeläuten. Eine Hoffnungsgeschichte

Im Winter weist das Geläut der Kirchenglocke dem verirrten Wanderer den Weg. Eine Hoffnungsgeschichte nicht nur für Senioren.



Schneeläuten

Die Feriengäste saßen beim Frühstück als die alte Dame mit der Kaffeekanne in der Hand in die Stube trat. „Sagen Sie, Frau Schmidt, wir haben gestern Abend wieder die Kirchenglocke läuten gehört. Erst waren wir uns nicht sicher, aber seit wir hier sind, läutet die Glocke immer um neun Uhr abends. Ist denn so spät noch Gottesdienst und das jeden Abend?“, wollte das nette Ehepaar wissen, dass zur Erholung und zum Wintersport in den Ort gereist war.

„Oh nein, das Glockengeläut hat nichts mit der Messe zu tun“, die alte Dame des Hauses stellte die Kanne ab, nachdem sie den Gästen noch Kaffee eingeschüttet hatte und zog sich einen Stuhl an den Tisch.

„Jedes Jahr von Martini, also dem 11. November, bis zum 30. April läutet abends gegen 21.00  Uhr eine Kirchenglocke. Das ist das Schneeläuten.

Das ist so entstanden: Vor langer Zeit hatte sich ein Bürger in der Dunkelheit und bei heftigem Schneetreiben verirrt. Nur durch das Läuten der Kirchenglocken konnte er den Heimweg finden. Aus Dankbarkeit für seine Rettung hat er dann dafür gesorgt, dass in der dunklen Jahreszeit immer abends um neun Uhr eine Kirchenglocke läutet. Damit auch andere verirrte Bürger oder Wanderer den Weg zurück in den Ort finden. Der gute Mann war nicht ganz unvermögend und hatte Einfluss, so dass sich auch andere an dieser Idee beteiligten. Denn es kam vor einigen Jahrhunderten schon oft vor, dass Bürger im Winter nicht mehr den Heimweg fanden und im Schnee erfroren. Das kann man in den Totenbüchern nachlesen. Früher wurden sogar alle Glocken des Kirchturms geläutet und manchmal sogar die ganze Nacht hindurch, wenn es einen Schneesturm gab. Das Schneeläuten hat schon manchem Menschen das Leben gerettet. Obwohl man heutzutage mit Straßenlaternen und Taschenlampen den Weg nach Hause finden sollte, ist das Schneeläuten doch eine schöne Tradition und wird jedes Jahr beibehalten.“

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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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