“Gut geschnitten ist halb gewachsen”. Eine Februar-Geschichte zum Gartenjahr

Wer keinen Garten sein eigen nennt, der denkt vielleicht, dass im Winter dort nichts zu tun ist. Doch auch in der kalten Jahreszeit hat der Gärtner Arbeit: so wird nun der Baum- und Strauchschnitt ausgeführt. Der Februar ist dafür die richtige Zeit, wenn keine kalten Fröste mehr drohen, aber die Knospen der Bäume noch in Wartestellung sind. Eine Gartengeschichte zu diesem Thema haben wir zum Vorlesen für die Senioren hier eingestellt.

Gut geschnitten ist halb gewachsen

„Was für ein herrlicher Tag!“, Laura zog die Vorhänge zur Seite und öffnete weit das Küchenfenster. Zwei Meisen und ein Buchfink saßen in den Zweigen des Fliederbusches vor dem Fenster und zwitscherten und tirilierten um die Wette. „Ja, endlich ist der vermaledeite Schnee geschmolzen“, Vitus legte die Zeitung zur Seite und trank einen letzten Schluck Kaffee. Dann trat er an die Seite seiner Ehefrau, nahm einen tiefen Atemzug und genoss die Sonnenstrahlen im Gesicht. Zwar war es noch sehr kühl – das Thermometer zeigte gerade mal 10 Grad Celsius – aber ein zarter Frühlingshauch lag schon in der Luft. „Der Apfelbaum hat ganz schön gelitten beim letzten Sturm. Ein Zweig ist abgebrochen und hängt halb herunter. Den muss ich mal entfernen, bevor er jemandem auf dem Kopf fällt“, Vitus lehnte sich aus dem Fenster und schaute mit einem prüfenden Blick in den Garten. „Ich müsste sowieso noch ein paar Sträucher schneiden. Der Fliederbusch hier schießt ja in die Höhe wie´s Gewitter.“ „Das ist eine gute Idee. Denn jetzt im Februar sind die Pflanzensäfte noch im Winterschlaf und die Vögel bauen noch keine Nester“, meinte Laura. „Komm, lass uns gleich beginnen. Ich helfe dir und halte die Leiter fest.“ „Das ist lieb von dir“, Vitus freute sich und gab seiner Frau ein Küsschen auf die Stirn, „aber warm anziehen müssen wir uns trotzdem“, und schloss das Küchenfenster.



Kurze Zeit später betraten die beiden den Garten. Vitus trug die Leiter und Laura die Säge. Dann machten sie sich an die Arbeit und entfernten abgebrochene und tote Äste. Wild wachsende Triebe wurden entfernt und Sträucher beschnitten. Vitus achtete dabei darauf, dass er immer kurz hinter einer Knospe oder einer Abzweigung kappte, damit die Schnittwunde gut verheilen konnte. „Schneid nur nicht zu viel ab“, lachte Laura, denn auf dem Rasen lag schon ein ganzer Haufen Äste und Zweige. „Nein, nein! Es soll ja auch bald noch etwas blühen!“, lachte auch Vitus und stieg die Leiter herab. „So, dass müsste erst einmal genügen.“ Zusammen banden sie die großen Äste zu Bündeln zusammen. Die würde die Müllabfuhr bei einer Sondersammlung mitnehmen. Die kurzen Äste schnitt Vitus ganz klein und steckte sie in die Biotonne. Dann schauten sich die beiden noch einmal im Garten um. „Gut sieht es aus!“, meinte Laura. „Ja, wie frisch vom Friseur!“, lachte Vitus, gab seiner Frau noch einen Kuss und brachte dann Leiter und Säge zurück in den Keller.

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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