Das Sommerfest. Eine kostenlose Hoffnungsgeschichte

Bei Feiern in der Gemeinde haben auch die Senioren endlich mal wieder Gelegenheit sich zu treffen und zu unterhalten. Diese kostenlose Geschichte handelt davon.

Das Sommerfest

Thea räumte die alten Zeitungen und Kataloge auf. Auf der Küchenbank musste mal Platz geschaffen werden. Als sie einen ganzen Stapel zur Mülltonne trug, fiel ein kleines Heftchen heraus. Nachdem Thea die Hände wieder frei hatte, bückte sie sich danach. Es war das Kirchenblatt, das regelmäßig viermal im Jahr erschien. Thea nahm es mit in die Küche, setzte sich auf die freigewordene Bank und blätterte durch das Heftchen. Dort waren die verstorbenen Kirchenmitglieder aufgelistet und Thea erschrak, wieviel bekannte Namen sie darunter fand. Aber auch die Geburtstage der Senioren waren angegeben und Thea fand ihren eigenen Namen und staunte, dass sie jetzt zu den ältesten Gemeindemitgliedern zählte. Zum Schluss wurden die Termine der geplanten Gottesdienste und Feste genannt. Am kommenden Sonntag sollte ein Sommerfest im Gemeindehaus stattfinden. Thea nahm sich fest vor, einmal dorthin zu gehen. Vielleicht wäre das die letzte Gelegenheit, mal das ein oder andere Gesicht wiederzusehen.



Am Samstag ließ sich Thea bei ihrer Friseurin die Haare waschen und legen und am Sonntag zog sich Thea ihr gutes beiges Kostüm und eine blaugeblümte Bluse an. Sie wollte zuerst am Gottesdienst teilnehmen. Da könnte sie schon mal schauen, ob sie jemand Bekanntes sähe. Außerdem fiel ihr dann der Besuch nicht so schwer, denn sie war ja ohne Begleitung und um so ganz allein auf ein Fest zu gehen, brauchte sie schon ihren ganzen Mut.

Die Predigt gefiel Thea gut. Es waren viele junge Familien in der Kirche und die Kinder waren laut und zappelig. Aber das schien niemanden zu stören. Der Pastor lud am Ende des Gottesdienstes alle herzlich zum Sommerfest ein und beim Heraustreten aus der Kirche, schüttelte er ihr die Hand und sagte, er freue sich, sie gleich beim Fest zu wiederzusehen. Das stärkte Thea. Sie straffte die Schultern und ging erhobenen Hauptes zum Gemeindehaus.

Vor dem Haus waren Tische und Bänke aufgebaut, die hübsch mit bunten Servietten und Blumensträußen gedeckt waren. Drinnen gab es Kuchen und Torten und Kaffee und Limonade. Thea bestaunte die tollen selbstgebackenen Kunstwerke. Sie holte sich ein Stück Erdbeertorte mit Sahne und eine Tasse Kaffee.
Hoppla! Sie stieß mit jemanden zusammen und verschüttete etwas Kaffee. „Oh, Entschuldigung! Das wollte ich nicht, aber ich bin gestolpert.“, eine korpulente Frau drehte sich zu Thea um. „Ach, bist du das nicht, Thea? Wir haben uns ja lange nicht gesehen! Bist du alleine hier? Komm, setz dich doch zu uns an den Tisch.“ Die Frau nahm Thea den Teller ab und ging vor ihr her nach draußen. Thea überlegte, woher sie die Frau kannte und wie sie hieß, aber sie kam nicht drauf. „Ja hallo, Rosi! Wen bringst du denn da mit?“, wurden sie begrüßt. Jetzt fiel es Thea wieder ein. Das war der Handarbeitsclub, der sich immer regelmäßig im Gemeindehaus traf. Sie hatte vor Jahren ein paar Mal daran teilgenommen, aber dann war Heinrich so schwer krank geworden und sie konnte nicht mehr hingehen.

„Na, erinnerst du dich noch an uns? Das ist ja schon lange her. Aber du hast ja immer so tolle Socken gestrickt. Machst du das eigentlich noch?“ Thea wurde herzlich in der Runde aufgenommen und jetzt erinnerte sie sich auch wieder an die Gesichter und die Namen. Die Damen tauschten den letzten Klatsch und Tratsch aus und unterhielten sich sehr gut. Mittags gab es Bratwürste vom Grill und Kartoffelsalat. Verschiedene Gruppen führten Tänze, Musikstücke und Spiele auf. Es war sehr unterhaltsam und kurzweilig. Thea blieb bis zum Nachmittag und durfte dann auch erst nach Hause gehen, als sie versprach, jetzt wieder jeden Dienstag beim Handarbeitsclub mitzumachen. Dieses Versprechen gab Thea gerne.

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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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