Auf dem Markt mit Obst-Uli. Eine Bewegungsgeschichte für Senioren mit Körperteilen

In dieser Bewegungsgeschichte zum Thema Markt geht es um den vollen Körpereinsatz. Innerhalb der Geschichte haben sich einige unserer Körperteile versteckt. Immer, wenn eins dieser Körperteile vorgelesen wird, soll es von den Teilnehmenden der Bewegungsrunde bewegt werden. Auf nicht-bewegliche Körperteile wird mit dem Finger gezeigt. Die entsprechenden Signalwörter sind im Text markiert.
Das Thema Markt eignet sich zusätzlich sehr gut für Aktivierungen im Rahmen der Erinnerungsarbeit. Mehr dazu erfahrne Sie in unserer Rubrik Biografiearbeit Altenpflege



Auf dem Markt mit Obst-Uli. Eine Bewegungsgeschichte für Senioren mit Körperteilen

Obst-Uli kannte wirklich jeder im Dorf. Wer ihn noch nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, dessen Ohren hatten ihn auf jeden Fall schon einmal gehört. Obst-Uli war ein großer Kerl – mit langen Beinen und kräftigen Oberarmen. In seinem Gesicht trug er stets einen Drei-Tage-Bart und seine dunklen Haare bedeckte er mit einer Kappe.
Obst-Uli war zwar groß wie ein Riese und kräftig gebaut, aber wir Kinder liebten ihn. Er hatte nämlich immer ein freundliches Lächeln im Gesicht und ein nettes Wort auf der Zunge. Vor allem aber mochten wir ihn, weil er jedem Kind, das an seinem Stand vorbeikam, einen Apfel schenkte. Er gab uns den Apfel einfach in die Hand. Und wir Kinder bissen stets genüsslich hinein. Man konnte ein frisches, saftiges Knacken hören, wenn wir mit unseren Zähnen ein Stück aus dem Apfel bissen.
Dass uns Kindern die Äpfel so gut schmeckten, war für Obst-Uli natürlich die beste Reklame. Was den Kindern schmeckte, wurde gerne gekauft. Und so kam niemand, der mittwochs seine Füße auf den Marktplatz setzte und den Wochenmarkt besuchte, an Obst-Ulis stand vorbei. Am beliebtesten waren natürlich – na klar, seine Äpfel! Aber auch Birnen, Bananen und frische Erdbeeren wurden gerne eingekauft.
Nach einem Besuch bei Obst-Uli brauchte man starke Arme, um den Einkaufskorb nach Hause zu tragen. Bei Obst-Uli gab es nämlich immer allerhand Angebote, denen man einfach nicht widerstehen konnte. Zu gerne bat er seinen Kunden auch regelmäßig mundgerechte Häppchen zum Probieren an. Die ganzen Früchte landeten dann meist im Einkaufskorb.
Diejenigen, die gerade mal kein Obst im Kopf hatten, wurden meist durch Ulis Stimme an die wichtigen Vitamine erinnert. Fast viertelstündlich bot er aus vollem Halse seine Angebote an, die wirklich jeder im Dorf mit seinen Ohren hören konnte. Selbst diejenigen, die mit ihren Beinen gar nicht zum Marktplatz gelaufen waren, konnten die Worte des beliebten Marktschreiers sehr gut vernehmen – ob sie nun wollten oder nicht.

Ich lebe nun seit einigen Jahren nicht mehr in unserem Dorf. Mein Mann und ich sind umgezogen und stehen mit beiden Füßen im Stadtleben. Wir fühlen uns dort wohl, mit Haut und Haaren. Aber unser Obst, das kaufe ich immer noch bei unserem Obst-Uli im Dorf. Und das schönste ist: auch nach den vielen Jahren bekomme ich immer noch einen Apfel von ihm in die Hand gelegt. So wie früher, als ich noch ein kleines Mädchen war…

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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