Alltagsbegleiter Ausbildung. Chancen, Inhalte und Möglichkeiten

Eine Ausbildung zum Alltagsbegleiter. Eine Chance? Eine Möglichkeit? Oder doch eher verlorene Zeit? Gerade erst habe ich gelesen, dass die Zahl der Alltagsbegleiter in Deutschland mittlerweile auf 60.000 angewachsen ist. Eine enorme Zahl. Als ich angefangen habe in der Seniorenarbeit zu arbeiten, gab es die Ausbildung zum Alltagsbegleiter noch gar nicht. Dann kam die Politik auf die Idee Arbeitslose umzuschulen und in Altenheime zu stecken, um Pflegekräfte zu entlasten. Der Tenor war häufig, dass diese den Senioren etwas vorlesen sollten und mit den Senioren spazieren gehen sollten. Da ging natürlich ein Aufschrei durch die Fachwelt. Vorlesen und Spazierengehen klingt simpel, ist es aber nicht unbedingt. Zumindest nicht, wenn man mit Menschen arbeitet. Noch weniger, wenn man mit Menschen mit Demenz arbeitet. Schnell wurde klar, dass eine Ausbildung für Alltagsbegleiter geschaffen werden musste. Was für eine Ausbildung die Alltagsbegleiter erhalten sollten, wurde in Richtlinien für die Betreuungskräfte festgelegt (die aktuelle Fassung finden Sie hier). Damals hießen die Betreuungskräfte noch “Betreuungskräfte nach § 87b”, heute heißen sie auf Grund von Gesetzesänderungen “Betreuungskräfte nach § 53c” inhaltlich hat sich in den Richtlinien aber nur sehr wenig verändert.

Was steht in den Richtlinien für die Ausbildung von Alltagsbegleitern?

  • Aufgaben von Betreuungskräften bzw. Alltagsbegleitern. Bei der Ausbildung und der Tätigkeit von Alltagsbegleitern geht es nicht um die Übernahme von Pflegetätigkeiten (auch wenn das leider in manchen Einrichtungen immer noch anders gehandhabt wird). Es geht vor allem um die Motivation von Pflegebedürftigen zu Alltagsaktivitäten. Diese Alltagsaktivitäten können sehr breit gefächert sein. Beispiele sind Basteln, Handwerken, Vorlesen, Spaziergänge, Gottesdienstbesuche, Musizieren, hauswirtschaftliche Tätigkeiten und ähnliche Dinge.
  • Der Umfang der Ausbildung. Die Ausbildung zum Alltagsbegleiter bzw. zur Betreuungskraft beträgt mindestens 160 Unterrichtsstunden und ein zweiwöchiges Betreuungspraktikum. Die Ausbildung gliedert sich in drei Module. Das sind die vorgegebenen Richtlinien. In der Praxis kocht jeder Bildungsträger aus diesen Mindestanforderungen sein eigenes Süppchen und die Ausbildungsangebote sind von Umfang und Qualität sehr unterschiedlich. Hier hilft meist nur nach Erfahrungen mit der Ausbildung in der Praxis nachzufragen.
  • Was Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte mitbringen sollten… Die Bedingungen, die man schon vor der Ausbildung erfüllen sollte, sind lang. Die Ansprüche an Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte hoch. Neben Basic-Skills wie Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit gehört besonders die positive Haltung gegenüber den Pflegebedürftigen, die soziale Kompetenz und die psychische Stabilität dazu.
  • Auf welche Umstände treffen Alltagsbegleiter in der Realität? Viele Alltagsbegleiter kommen mit viel Motivation aus der Ausbildung und werden dann von der Realität überrollt. Nicht immer kann das, was in der Ausbildung gelernt wird auch in der Praxis umgesetzt werden. In manchen Einrichtungen werden Alltagsbegleiter immer noch für Pflegetätigkeiten missbraucht, auch wenn der medizinische Dienst bei Prüfungen hier wachsamer geworden ist.

Wie sind die Jobchancen? Wie ist die Bezahlung?

Natürlich ist eine wichtige Frage bevor man die Ausbildung zum Alltagsbegleiter beginnt die, ob man nach der Ausbildung auch die Chance auf einen Job hat. Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten, da sich die Jobchancen regional sehr stark unterscheiden. Auch die Verfügbarkeit von Betreuungskräften, die schon fertig ausgebildet sind, schwankt regional sehr stark. Trotzdem werden immer wieder Alltagsbegleiter eingestellt. Am besten fragt man einfach mal in lokalen Senioreneinrichtungen nach dem Bedarf, danach sollte man ein gutes Bild der Jobchancen haben. Die Bezahlung für Alltagsbegleiter ist nicht gerade königlich, orientiert sich aber immerhin am Mindestlohn für Pflegende.

Wie geht es Alltagsbegleitern in der Arbeitswelt?

Wir haben in einem Beitrag mal 10 gute Gründe KEIN Alltagsbegleiter für Menschen mit Demenz zu werden zusammen gefasst. Die Bezahlung ist oft nicht die beste, die Zusammenarbeit mit Kollegen manchmal schwierig und Vorgesetzte halten sich nicht immer an gesetzliche Vorgaben. Trotzdem gibt es auch viele schöne Seiten des Berufs eines Alltagsbegleiters. Auch diese haben wir schon einmal in einem Beitrag zusammen gefasst: 10 gute Gründe Alltagsbegleiter für Menschen mit Demenz zu werden.

In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Ausbildung zum Alltagsbegleiter! Sie sind schon Alltagsbegleiter? Welche Erfahrungen haben Sie mit der Ausbildung gemacht?

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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2 Antworten

  1. Margret sagt:

    Meine Ausbildung hat Spaß gemacht, die Gruppe war toll und die Referenten haben viel Wissen vermittelt. Es wurde viel gelacht. Die angeregten gruppendynamischen Prozesse waren super.
    Das Gelernte eins zu eins in die Realität umzusetzen ist jedoch nur schwer möglich. Man muss sehr flexibel sein was man mit welchen Bewohnern machen kann. Eine homogene Gruppe hat man eigentlich kaum. Durch die vermehrte Unterstützung daheim ziehen (werden gezogen) Menschen häufig erst in schlechterer Verfassung in eine Einrichtung als es zu Zeiten meines Kurses war. Flexibilität und Spontanität sind häufig gefragt. Dafür wurde im Kurs eine gute Basis vermittelt.

  2. Tim sagt:

    Leider leider, überwiegen die Gründe kein Alltagsbegleiter zu werden bzw. zu sein. Hab meine (10.) befristete Stelle (Seniorenheim) gerade hinter mir und es war (ist) einfach ehrlich gesagt grauenvoll als Bk (Pflege sowieso) keine richtigen Weiterbildungen, keine Hilfen und Unterstützungen. Einfach nur mach mal. Die Pflege schaut nur auf einen hinab und wehe man bringt Kritik an… Für Digitalisierung (es gibt heutzutage Betreuungstablets) kein Geld. Nur veraltete Spielsachen (eigentlich für Kinder). Zwei drei Bewohner gleichzeitig essen reichen. Umgangston von Pflegern oft herablassend, oft zu den Bewohnern, manchmal auch zu Angehörigen. Von der Dokumentation schweig ich mal jetzt. Und so weiter… Hatte ich es mir so nicht vorgestellt als ich die Schulung zum Betreuuer machte (23 Personen, davon gerade mal drei blieben in der Betreuung). Ein nicht anerkannter Job. Ob es sich mal ändert? Glaub ich nicht mehr dran, denn die Arbeit unter Kollegen (Betreuer und Pfleger) funktioniert überhaupt nicht. Nun, genug gemeckert. Nicht perfekte aber sehr gute Arbeit (a’ z.B.: 4 Sterne Hotel) würde doch dann einigermassen Spass machen. Gibt es nicht. Bewohner von mir begeistert, andere nicht. Versuch erstmal aus den Job zu kommen…

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