“Das Johannisfest” – Eine Geschichte zum Vorlesen im Monat Juni

In der Seniorenresidenz wird ein Sommerfest zu Johanni gefeiert. Auch Erich hilft bei den Vorbereitungen. Diese sommerliche Geschichte für Senioren lädt zum Vorlesen und zu anschließenden Gesprächen ein.

Das Johannisfest

In diesem Jahr stand das Motto des Sommerfestes im Seniorenheim ganz im Sinne des Johannistages. Schon ein paar Tage vor dem Sommerfest waren die Vorbereitungen in vollem Gange: Gemeinsam mit den Betreuungskräften wanderte eine Gruppe von rüstigen Rentnern zum nahegelegenen Kurpark. Auch Erich begleitete die Gruppe, denn in seinem elektrischen Rollstuhl war er sehr mobil. Im Park gab es einen Heil- und Kräutergarten und die Kräuterpädagogin erklärte ihnen, welche Pflanzen hier wuchsen und wozu sie verwendet wurden. Es wurde geschnuppert und probiert und zum Schluss durfte jeder ein paar Kräuter pflücken. Erich schnitt extra noch ein Bund Schnittlauch ab, den aß er so gerne auf seinem Quarkbrot.



Am nächsten Tag wurden aus den Kräutern kleine Kränze geflochten, die im ganzen Haus verteilt aufgehängt wurden. Beim Flechten wurde darauf geachtet, dass immer sieben verschiedene Kräuter in einen Kranz kamen, denn diesen wurden besondere Heilkräfte nachgesagt. Das Flechten war gar nicht so einfach, aber beim Verteilen im Haus konnte Erich helfen, indem er den Karton mit seinem Rollstuhl transportierte. Erich und die anderen Männer, die sich regelmäßig zum Handwerken trafen, hatten ein Sonnenrad gezimmert. Das Sonnenrad sollte die Spitze des Johannisfeuers bilden, das in der Nacht vor Johanni angezündet werden wurde. Auf einem nahegelegenen Feld hatte der Hausmeister mit Hilfe der Handwerkstruppe einen großen Holzhaufen geschichtet, den das Sonnenrad nun verzierte. Da Erich früher bei der freiwilligen Feuerwehr war zeigte er den anderen, wie der Holzstapel so stabil gebaut wurde, dass er nicht plötzlich beim Abbrennen zusammenbrach.

Die Damen der Koch- und Backgruppe hatten am Morgen die ersten Johannisbeeren gepflückt, die nun am Nachmittag zu kleinen Johannisküchlein gebacken wurden. Als die heißen und dampfenden Kuchen aus dem Backofen geholt wurden und es herrlich duftete, fragte Erich: „Ihr wisst ja, woher der Ausdruck „Hans Dampf in allen Gassen kommt“? Die anderen schüttelten mit dem Kopf. „Meine Oma erzählte früher, dass die Kuchen aus dem Gemeinschaftsbackofen gezogen und anschließend warm nach Hause getragen wurden.“
Am Abend saßen die Bewohner, Betreuungs- und Pflegekräfte gemeinsam im Garten des Seniorenheimes. Sie aßen Johanniskuchen, tranken Bowle und sangen gemeinsam zum Gitarrenspiel fröhliche Sommerlieder. Das Johannisfeuer leuchtete weithin sichtbar und das Sonnenrad brannte lichterloh.

Erich erzählte: „Früher sind wir über das Johannisfeuer gesprungen. Je mehr wir waren, desto besser, denn das sollte vor Krankheiten und Unbill schützen. So habe ich übrigens auch meine spätere Frau Gerda kennengelernt: Beim Tanz um das Johannisfeuer.“

Spät in der Nacht, als Erich schon müde in seinem Bett lag, tanzten Glühwürmchen vor seinem Fenster.

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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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