Unsere Adventskalendergeschichte 2023: 8. Dezember – Ein Pony für Bärbel

8. Dezember – Ein Pony für Bärbel

Gustav stand vor der Bude mit dem Kinderspielzeug. Hier gab es große und kleine Puppen, Kuscheltiere und Teddybären. Jedes Spielzeug war ein Unikat und von Hand und mit viel Liebe genäht worden. Gustav schaute sich alles genau an und entdeckte ein braunes Fell und eine weiße Mähne zwischen einem schwarz-weißen Dalmatiner und einem rosafarbenen Kaninchen.

„Marion, kannst du mal schauen, was das für ein Tier ist?“, bat Gustav seine Tochter.



Diese wollte gerade nach dem Kuscheltier greifen, als der Budenbesitzer das Gespräch mit anderen Kunden beendete und sich zu Marion umdrehte. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte der ältere Herr, der einen schicken grauen Kaiser-Wilhelm-Bart trug.

„Ludwig, bist du das?“, fragte Gustav.

Der Budenbesitzer schaute Bärbels Opa prüfend an. „Ja, das gibt es doch nicht! Das ist ja der Gustav!“ Nun kam er aus seiner Bude heraus und begrüßte seinen alten Freund überschwänglich. „Wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Wie geht es dir denn?“ Ludwig schaute skeptisch den Rollstuhl an.

„Ach, eigentlich brauche ich den Rollstuhl gar nicht. Ich bin nur ein bisschen wackelig auf den Beinen. Aber alle Achtung, du stehst hier in der Bude und verkaufst Spielzeug“, entgegnete Gustav.

„Ja, aber auch nur ein paar Stunden in der Woche. Ich helfe meinem Sohn aus, wenn er mal keine Zeit hat. Es macht mir Spaß und ich komme unter Menschen. Ich bin ja jetzt alleine, meine Frau ist letztes Jahr gestorben“, meinte Ludwig traurig.

„Ich bin auch Witwer. Ich weiß, wie hart das ist“, erwiderte Gustav, „aber hier ist meine Tochter Marion. Wir verbringen einen schönen Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt.“

Ludwig schüttelte Marion die Hand. „Gustav und ich waren dreizehn Jahre lang Klassenkameraden und haben auch später während der Lehrzeit noch viel gemeinsam unternommen. Tja, und wie das dann so ist: Wir haben unsere Frauen kennengelernt, Familien gegründet, gearbeitet und uns aus den Augen verloren.“

„Aber, Ludwig, du musst mich unbedingt besuchen!“, rief Gustav. „Du kannst auch an unseren nachmittäglichen Skatrunden teilnehmen. Das würde mich sehr freuen!“

„Ja, das wäre schön“, meinte Ludwig, „aber bis Weihnachten bin ich noch hier in der Bude gut beschäftigt.“ Und schon ging er schnell wieder zurück in die Holzhütte und verkaufte einer jungen schwangeren Frau einen hellblauen Stoffelefanten.

„Papa, wir müssen gleich los!“, erinnerte ihn Marion und reichte ihm das braun-weiße Kuscheltier, das Gustav entdeckt hatte.

Es war ein braunes Pony mit weißer Mähne, weißem Schweif und weißen Fesseln. Lieb schaute es aus seinen braunen Knopfaugen in die Welt und Gustav mochte es gleich sehr gerne. „Guck mal, Marion, das ist doch ein schönes Geschenk für Bärbel. Meinst du nicht auch?“

„Ja, das ist sehr süß. Da freut sich Bärbel bestimmt!“

Gustav bezahlte das Pony, während Ludwig es in weihnachtliches Geschenkpapier einwickelte. Dann verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander mit dem Versprechen, sich bald gegenseitig zu besuchen und ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen.

 

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Diese Geschichten unseres Adventskalenders 2023 sind bereits erschienen:

  1. Dezember – Endlich wieder Weihnachtsmarkt!
  2. Dezember – Weihnachtslieder
  3. Dezember – Das Kinderkarussell
  4. Dezember – Sankt Barbara
  5. Dezember – Filzpantoffeln für Gustav
  6. Dezember – Beim Nikolaus
  7. Dezember – Opa swingt

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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