Neue Wege in der Seniorenarbeit

Ein Interview mit Rita Kusch

 

Kusch
Hallo Frau Kusch, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Ich bin von Beruf Diakonin und arbeite seit 5 Jahren als Beauftragte für Seniorenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Ich lebe mit meinem Mann in Rastede, wo ich auch viele Jahre Gemeindediakonin war.

 

Der demografische Wandel wird für uns von Tag zu Tag deutlicher und verlangt von uns, in Betreuungs- und Beschäftigungsangeboten darauf zu reagieren. Was wird sich in den kommenden Jahren in der Arbeit mit Senioren und Menschen mit Demenz verändern?
Die Zahlen werden ansteigen, sowohl der Senioren allgemein, als auch die der Menschen mit einer demenziellen Veränderung. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Die jüngeren Alten wollen mehr Mitbestimmung und Partizipation, nicht nur Unterhaltung. Die Menschen mit Demenz brauchen qualifizierte Begleitung und Betreuung. Die Generation, die jetzt alt wird, hat viel erlebt. Dem gilt es mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen. Sie zu unterhalten und zu betreuen wäre mir zu wenig.

 

Sie haben zwei Bücher zu diesem Thema geschrieben. „Ideenbörse für die Seniorenarbeit“ und „Neue Ideenbörse für die Seniorenarbeit“.
Was erwartet die Leser in Ihren Büchern?
Es sind thematische Vorschläge für das Zusammensein mit älteren Menschen, die viele Erzählimpulse, Spiele und eine Fülle von methodischen Anregungen beinhalten. Im ersten Buch sind es 18 Einheiten, im zweiten 12. Eine beigefügte CD – Rom zeigt Bilder und bietet viele Kopiervorlagen. Beispiele für die Themen sind: Autos, Geld, Farben, Berühmte Menschen, Namen sind Schall und Rauch …

 

Was sind für Sie die wichtigsten Grundsätze in der Seniorenarbeit?
Partizipation, Mitbestimmung, Geselligkeit und Wertschätzung. Seniorenarbeit ist für mich eine Art Schatzsuche, denn die alten Menschen tragen große Schätze an Lebenserfahrung in sich, die es zu heben gilt.

 

Am 28. Juli 2014 erscheint Ihr neues Buch „Es glockt schon“. An wen richtet sich das Buch und was erwartet die Leser?
Es ist ein Vorlesebuch für die Arbeit mit Gruppen. Die Geschichten sind so angelegt, dass sie beim Zuhörer (oder beim Selbstleser) Erinnerungen an eigene, ähnliche Erlebnisse wecken, die dann erzählt werden können. Der Charakter der Geschichten ist überwiegend heiter.

 

Sie arbeiten selbst seit langer Zeit mit Senioren, unterrichten und leiten Fortbildungen zur Seniorenbegleitung.
Können Sie vielleicht eine kleine Anekdote oder Geschichte erzählen, die verdeutlicht, was Sie mit Ihrer Arbeit erreichen können?

In einer Gruppe Langzeitarbeitsloser, die für die Tagesbegleitung in Seniorenheimen ausgebildet werden sollte, habe ich mit den Teilnehmenden ein Erzählspiel entwickelt, bei dem mit einem Farbwürfel und Fragekärtchen dazu eingeladen wurde, von früher zu erzählen. Eine Teilnehmerin hat das Spiel gleich am nächsten Tag in der Einrichtung ausprobiert, in der sie gearbeitet hat. Der Heimleiter hat sich hinter einer Säule versteckt und die Spielsituation beobachtet. Er war von dem Gesehenen so begeistert, dass die Teilnehmerin sofort einen festen Arbeitsvertrag bekommen hat. Und die älteren Herrschaften wollten überhaupt nicht mehr mit dem Erzählen aufhören.

 

Was wünschen Sie sich von der Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich im Zusammensein mit den Senioren noch viele Schätze finden kann und mich viele ältere Menschen an ihrem Leben teilhaben lassen.

 

Herzlichen Dank, Frau Kusch!!!

 

 

 

Zur Internetseite: www.rita-kusch.de

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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