Die Musikkassette. Eine Geschichte aus den 60er Jahren

Erinnern Sie sich auch noch an die gute alte Musikkassette und den dazugehörenden Kassettenrecorder?      Eine Erinnerungsgeschichte nicht nur für Senioren

Die Musikkassette

Am 28. August 1963 stellte Philips auf der Großen Deutschen Funkausstellung die erste Compaktkassette vor mit dem dazu entwickelten Kassettenrekorder, der sage und schreibe damals rund 300,00 DM gekostet hat. Ein kleines Vermögen! Ein paar Jahre später wurde eine Dolby-B-Rauschunterdrückung entwickelt, die das Abspielen der Musik vom Band sehr viel angenehmer machte, da das Rauschen unterdrückt wurde. Ein Grund mehr für den Siegeszug der Musikkassette. 1968 gab es dann sogar das erste Autoradio mit Abspielfunktion für Kassetten.



Das Tolle an der Musikkassette war, das man die Hitparade aus dem Radio vergleichsweise einfach aufnehmen konnte – beim Tonbandgerät war es viel umständlicher – wenn man das entsprechende Mikrofon hatte.

Ich kann mich noch gut daran erinnern: ewig wartete man bis das Lieblingslied endlich im Radio angekündigt wurde, man musste höllisch aufpassen, dass man rechtzeitig den Aufnahme – und Playknopf drückte. Ärgerlich war es, wenn der Radiomoderator ins Lied quatschte oder auch das Lied nicht ausspielte. Die Aufnahme wurde auch komplett versaut, wenn gerade dann jemand ins Zimmer kam und fragte, ob man denn seine Hausaufgaben erledigt hatte oder brüllte: „Mach den Krach leiser!“

Bei den ganzen langen Titeln konnte es einem passieren, dass das Ende der Kassette erreicht war. Entweder gab man auf und hoffte auf nächste Woche, in der dann der Titel noch einmal in voller Länge gespielt werden würde oder – was ich auch einmal gemacht habe – drehte die Kassette in Blitzgeschwindigkeit um und nahm auf der anderen Seite den Rest des Liedes auf. War aber auch nicht so doll.

Wenn man die Lieblingslieder alle schön hintereinander auf der Kassette haben wollte, musste man natürlich immer hin- und herspulen. Das bekam den Band nicht so gut und man hatte ruckzuck Bandsalat. Das hieß dann mühsames Aufwickeln indem man mit einem Stift das Rädchen drehte und schaute, dass das Band sich nicht drehte beim Wickeln – das gab dann eine merkwürdige Musikmischung. Manchmal passierte es auch, dass das Band riss. Das Problem konnte man aber mit Fingerspitzengefühl und Tesa wieder in den Griff bekommen.

Apropos Tesa: war die Kassette oben an zwei Stellen eingedrückt, konnte man nicht mehr mit ihr aufnehmen. Dieses Problem umging man, in dem man Streifen von Tesa darüber klebte. Und Kassetten konnten natürlich immer und immer wieder überspielt werden. Ärgerlich, wenn man nicht aufpasste und seinen allerliebsten Lieblingssong dabei vernichtete.

Das Beste an der Musikkassette war natürlich, dass man für seinen Schwarm eine Kassette mit Liedern zusammenstellen und unverfänglich seine Liebe zu ihm gestehen konnte. Ich hab übrigens noch ein paar alte Kassetten. Sie rauschen ganz fürchterlich, wecken aber gute Erinnerungen.

Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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