Welche Rolle spielt Religion und Spiritualität bei Menschen mit Demenz?

 

“Jesus hilf mir”, “Maria”, “Oh, Gott!”, solche oder andere Aussagen, habe ich schon oft von Menschen mit einer fortgeschrittener Demenz gehört. Worte, die oft fielen, wenn das Sprachvermögen schon stark eingeschränkt war. Diese Äußerungen waren oft ein Ausdruck der Angst, der Verzweiflung, aber auch ein Bitten um Hilfe oder eine Möglichkeit des Gefühlsausdrucks.

 

Sind Menschen mit Demenz noch religiös?

Wenn man ein wenig in die Literatur zur Religiösität und Spiritualität von Menschen mit Demenz abtaucht, dann stößt man auf eine nürnbergische Studie, die von Städler-Mach (2009) durchgeführt wurde. Auch bei diese Studie wurden in der Sprache, aber auch im Verhalten von Menschen mit Demenz zahlreiche Hinweise auf Religiösität und Spiritualiät beobachtet. Diese Hinweise beschränkten sich nicht auf einen bestimmten Teil des Lebens. Sie waren in allen Lebensbereichen beobachtbar. Das heißt: Ob Frühstück, das Zubettgehen oder die Freizeitgestaltung, bei einem hohem Anteil der Menschen mit Demenz sind religiöse und spirituelle Bedürfnisse beobachtbar.

 

Wie nehmen Betreuungskräfte die Religiösität wahr?

Wenn das Thema Religion zu Sprache kommt, haben die Betreuungskräfte, mit denen ich bis jetzt über das Thema gesprochen habe, sehr unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Während die einen sehr viele Bewohner kennen, bei denen Religion ein Thema ist, berichten andere, dass sie schon sehr vehemente Absagen bei religiösen und spirituellen Angeboten einstecken mussten.

Aus meiner eigenen Erfahrung kenne ich, vor allem aus der Einladungssituation zu religiösen Veranstaltungen heraus, beide Fälle. Menschen, die dankbar sind wenn sie Gelegenheit zur Teilnahme an religiösen Veranstaltungen bekommen und Menschen, die die Gelegenheit nutzen um ihren Unmut gegenüber Kirche und Religion kundzutun. Für mich als Betreuungsperson (ich bin ja erstmal neutral) ist auch die Ablehnung immer ein guter Anknüpfungspunkt für biografierorientierte Gespräche.

 

Wie stehen die religiösen Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Lebensqualität?

Städtler-Mach (2009) ist der festen Überzeugung, dass die Lebensqualität von Menschen mit Demenz gesteigert werden kann, wenn die religiösen Bedürfnisse wahrgenommen werden. Vor allem, wenn einem Ablehnung gegenüber religiösen Angeboten “entgegengesschmettert” wird, ist es daher wichtig, dass man diejenigen, denen man mit den Angeboten einen Gefallen tut, im selben Umfang wahrnimmt. Diese sind oft “leiser” und werden daher manchmal nicht gesehen.

 

 

 

Städtler-Mach, B.(2009). Religiöse Bedürfnisse bei Menschen mit Demenz. Zugriff am 25.11.2013, von http://www.demenz-rlp.de/fileadmin/pdf/2010ReligioeseBeduerfnisseDemenz.pdf

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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