Was kann Hans schon lernen?

Was hänschen nicht lernt.

Lernen

„Den Anteil der Menschen, die selbst lernen, schätze ich – Anderes verkündenden Pessimisten zum Trotz – mit 100 Prozent ein. Ob wir es wollen oder nicht – wir lernen immer.“ ( Spitzer 2002- siehe Literatur)

Manfred Spitzer bringt es auf den Punkt: Man kann nicht „nicht lernen“- das gilt für junge Menschen und das gilt auch für alte Menschen. Wenn es um das Thema Lernen und Alter geht, sind weder defizitäre Perspektiven, wie die des Spruches:

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“,

noch verklärende Bilder des alten Menschen, der durch seine Lebenserfahrung automatisch zu Weisheit gelangt, besonders hilfreich.

Lernen im Alter

Der Alterungsprozess geht mit Veränderungen einher, einige sind positiv, einige negativ, und von wieder anderen weiß man es noch gar nicht so genau. Grundsätzlich gilt für jedes Alter: Wir können die Entwicklung unseres Gehirns beeinflussen, die Gehirne entwickeln sich mit den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Der Zauberspruch, dem man in neurowissenschaftlichen Artikeln immer wieder begegnet, heißt: „Use it or loose it“. Wer Fertig- und Fähigkeiten seines Gehirns nutzt, wird diese auch lange erhalten können (oder sich neue schaffen).

Lernen im Alltag

Die Ergebnisse der Interventionsforschung scheinen nicht ganz so eindeutig zu sein. Man ist sich zwar auch hier weitgehend einig, dass eine Förderung von bestimmten Gehirnleistungen Erfolge nach sich zieht, sieht aber relativ wenig Transfereffekt, wenn es um die Alltagskompetenz geht. Der logische Schluss scheint zu sein, im Alltag besonders viel zu lernen und kognitive Interventionsprogramme alltagsnah zu gestalten.

Bedingungen für erfolgreiches Lernen im Alter

Bei der Gestaltung von Bildungsveranstaltungen für Ältere scheint es einige Rahmenbedingungen zu geben, von denen diese besonders profitieren. Aber profitieren wirklich nur Ältere von diesen Bedingungen? Über eine größere Schrift auf Arbeitsblättern freuen sich auch junge Menschen mit Seheinschränkungen, über den Abbau von Zeitdruck und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse fast jede Zielgruppe. Es stellt sich die Frage, ob Bildungsveranstaltungen speziell für Ältere konzipiert werden müssen, oder ob auch Bildungsveranstaltungen eher dem Prinzip des „universal-designs“ folgen sollten.

Wie wichtig Lernen grundsätzlich auch für Hochbetagte ist, wird dadurch unterstrichen, dass es einen grundlegenden Teil des SOK-Modells darstellt, welches als Modell des erfolgreichen Alterns entwickelt wurde.

Ein alte Frau lernt hexen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lernen im Alter von interindividuellen Unterschieden geprägt ist und die Plastizität, also die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten, eine wichtige Rolle spielt. Diese Entwicklungsmöglichkeiten gilt es auszuschöpfen, und so sei  dem Sprichwort vom „nicht-mehr-lernenden-Hans“ folgendes, zu unrecht nicht ganz so bekanntes,  entgegengesetzt:

 

„Man ist sein Lebtag nicht zu alt zum Lernen, sagte eine alte Frau, da lernte sie noch hexen.“

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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