Gedächtnistraining für Menschen mit Demenz: Warum gerät es in Verruf?
In letzter Zeit begegnen mir immer wieder Vorbehalte gegenüber dem Gedächtnistraining mit Menschen mit Demenz. Folgende Äußerungen und Wahrnehmungen gegenüber dem Gedächtnistraining mit Menschen mit Demenz habe ich schon gehört:
- Mit Gedächtnistraining überfordert man Menschen mit Demenz
- Gedächtnistraining stellt Menschen mit Demenz “bloß”, da ihre Defizite erkenntlich werden
- Bei demenziellen Erkrankungen “bringt” Gedächtnistraining nichts mehr
Meine Meinung zu den Äußerungen und Wahrnehmungen
- Ja, man kann Menschen mit Demenz mit Gedächtnistraining überfordern. Ja, man kann Menschen ohne Demenz mit Gedächtnistraining überfordern. Man kann Menschen mit Demenz mit Angeboten aus den Bereichen Bewegung, Hauswirtschaft, oder, oder, oder überfordern. Man kann Menschen mit Demenz auch mit den einfachsten Alltagstätigkeiten (zum Beispiel: essen) überfordern. Die Gefahr, Menschen mit Demenz zu überfordern besteht meiner Meinung nach immer: Nicht nur beim Gedächtnistraining. Eine Grundregel für das Gedächtnistraining ist: Jeder Teilnehmer sollte Erfolgserlebnisse haben. Wenn das nicht mehr gegeben ist, ist Gedächtnitraining meiner Meinung nach tatsächlich das falsche Angebot. Man kann die meisten Übungen aber an die Fähigkeiten der Zielgruppe anpassen. Einfühlungsvermögen, Flexibilität und das Eingehen auf die Teilnehmer sind essentiell, um Überforderung zu vermeiden – ABER MEISTENS GUT MÖGLICH.
- Auch bei dem zweiten Punkt kommt es, wie auch bei allen anderen Angeboten für Menschen mit Demenz, meiner Meinung nach vor allem auf das Einfühlungsvermögen und die Anpassungsfähigkeit der Anleitenden an. Es gibt viele kleine “Tricks” und Möglichkeiten um das Gefühl der “Bloßstellung” zu vermeiden.
- Meiner Meinung nach stimmt das nicht. Bei sekundären Demenzen ist durch ein geeignetes Training die Demenz sogar teilweise reversibel. Man hört auch oft, dass Menschen mit Demenz nichts mehr lernen. Meine Erfahrung ist eine andere: Ich kenne Menschen mit Demenz, die sich am Anfang nicht in einer Einrichtung zurecht finden und nach einem Monat sehr wohl den Weg von Ihrem Zimmer in den Speiseraum finden. Auch die allseits empfohlene Integration von Ritualen in die Betreuung von Menschen mit Demenz wäre sinnlos, wenn die Bedeutung dieser Rituale nicht mehr “gelernt” werden könnten. Für Menschen mit leichten Demenzen ist die Wirksamkeit kognitiver Übungen mittlerweile gut belegt.
Naja – es stellt auch vielleicht mehr die Frage wer das sagt. –
Wieviel diese Personen wirklich über Beschäftigung von Dementen weiß…
Bei Gedächtnistraining mit Dementen geht es sicher auch nicht in erster Linie ums lernen – sondern um erhalten von Fähigkeiten und Freizeit gestalten.
(Antwort 1 – „Meinug“ – kleiner Tippfehler)