Zwei linke Hände – Eine Bewegungsgeschichte zum Thema Werkzeug

Bei dieser Bewegungsgeschichte für Senioren und Menschen mit Demenz geht es um das Thema Werkzeug.
Die Senioren sitzen in einem Stuhlkreis. Immer wenn in der Geschichte bewegliche Körperteile, wie z.B. Arme, Hände, Füße, der Kopf, Beine, Zehen, Finger, Augenbrauen, Nase… vorkommen, werden diese von den Teilnehmern bewegt.
Auf nicht-bewegliche Köperteile, wie Augen, Mund, Haare, Hals, Ohren…zeigen die Senioren mit dem Finger. Beim Po heben Alle das Gesäß einmal kurz an und setzen sich dann wieder.

Zwei linke Hände

Hans hat zwei linke Hände – da gibt es leider nichts zu beschönigen. Die handwerklichen Arbeiten, die im und um das Haus anfallen liegen somit im Aufgabenbereich seiner Frau Claudia. Hans ist Bänker, er kann wunderbar mit Zahlen umgehen. Er vergleicht beispielsweise beim Einkaufen die Preise, indem seine Augen nur kurz die Schilder überfliegen. Deshalb ist die Aufgabenverteilung bei Hans und Claudia etwas anders als in deren Bekannten- und Freundeskreis. Da hat es oftmals schon vor Verwunderung den einen oder anderen offenen Mund, zuckende Schultern oder rollende Augen gegeben.
Heute hat Hans allerdings etwas besonderes mit seinen Händen vor. Claudia ist mit den Frauen ihres Dämmerschoppens für zwei Tage im Sauerland. Als Überraschung möchte Hans für Claudia ein Regal in der Waschküche aufhängen. Hans ist sich sicher, dass sie ihm vor Freude um den Hals fallen wird, da sie schon lange davon gesprochen, aber nie die Zeit dafür gefunden hat.
Schon vor dem Frühstück hat Hans kräftig mit seinen Füßen in die Pedale getreten und ist mit seinem Fahrrad in den Baumarkt gefahren, um die passenden Schrauben zu holen. Das konnte er.
Auf dem Rückweg wehte ihm ein kräftiger Wind um die Nase. Als er zuhause ankam waren seine Wangen ganz rot und die Muskeln in seinen Oberschenkeln schmerzten ein wenig. Nach einem frisch gebrühten Kaffee auf der Zunge und einem Marmeladenbrötchen im Bauch ging es ihm aber schon wieder gut.
Er stieg gut gelaunt, einen Fuß nach dem anderen, die Kellertreppe hinunter.
Nun steht er hier: in der rechten Hand die Schrauben, in der linken Hand den Bohrer. Das Regal klemmt zwischen seinen Beinen. Da ihm relativ schnell klar ist, dass er so nichts bewirken kann, legt er die Werkzeuge und das Regal erst einmal auf den Boden neben seine Füße. “Wasserwaage” kommt ihm auf einmal in den Kopf. Schnell findet er sie im Werkzeugkeller und geht mit leichtem Fuß zurück in die Waschküche.
Hans werkelt mit Händen und Füßen. Schweiß tropft ihm von der Stirn und nicht nur einmal hämmert er sich auf die Finger
Am Nachmittag hängt das Regal. Mit verschränkten Armen vor der Brust betrachten seine Augen das Kunstwerk. “Ein wenig schief ist es schon”, murmelt er durch die fast geschlossenen Lippen als er sich das Regal mit zur Seite geneigtem Kopf anschaut. Als er allerdings probehalber den Korb mit den Wäscheklammern darauf stellt und dieser nicht zur Seite rutscht ist er zufrieden – so schief kann es also nicht sein!
Das war genug der Arbeit. Den Rest des Tages verbringt Hans mit seinem Gesäß auf dem Sofa, liest Zeitung und schaut sich die Nachrichten an.
Am nächsten Tag präsentiert er sein Meisterwerk mit stolz geschwellter Brust seiner Liebsten. Für einen kurzen Augenblick steht Claudia vor dem Regal und schaut es sich in Ruhe an.
Mit schmunzelnden Lippen gibt sie Hans einen Kuss auf die Wange

Diese und noch weitere Bewegungsgeschichten – mit und ohne Materialien – finden Sie auch in unserem Buch Geschichten zum Bewegen, das in Kooperation mit dem SingLiesel Verlag erschienen ist. Die Buchvorstellung können Sie sich gerne hier ansehen.
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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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2 Antworten

  1. Bachmann sagt:

    Nun, ich bin Linkshänder – ist der Text jezt diskriminierend?
    Aber trotzdem, die Geschichte ist schön.

    • Annika sagt:

      Hallo,
      ja, vielleicht ist der Text für Linkshänder ein wenig diskriminierend. Wir beziehen uns darin auf die altbekannte Redewendung.
      Wir freuen uns aber, dass Ihnen die Geschichte trotzdem gefällt! 🙂

      Herzliche Grüße
      Annika Schneider

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