Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 22. Dezember – Ihr Kinderlein kommet

Am nächsten Morgen summt Elise immer noch “Ihr Kinderlein kommet” vor sich hin. Das Lied begleitet sie durch den ganzen Morgen. Beim Aufwachen, beim Aufstehen und Anziehen und beim Frühstück machen.
„… und seht, was in dieser hochheiligen Nacht, der Vater im Himmel für Freude uns macht“, singt sie gerade leise, als der Kessel mit dem Teewasser auf dem Herd pfeift. Sie nimmt ihn vom Feuer und gießt das heiße Wasser über die Teeblätter und Früchte.

Es klopft an der Tür. Fröhlich vor sich hin summend öffnet sie. Emily steht vor der Tür und hält ihr eine Tüte frische Hörnchen entgegen. „Hast du schon gefrühstückt?“, fragt sie einladend. Elise grinst. „Ich wollte gerade anfangen. Komm gerne rein! Ich habe frischen Tee gemacht.“ Sie geht vor in die Küche. Emily folgt ihr. Sie fröstelt ein wenig: „Tee hört sich gut an. Es ist kalt geworden!“
„Ja, es ist jetzt Winter … das ist in diesem Jahr schnell zu spüren gewesen.“ Elise stellt einen zweiten Teller und eine zweite Tasse auf den gedeckten Frühstückstisch. „Ich habe heute Morgen beim Wachwerden auch gefroren und habe mich noch mal in meine Decke gekuschelt. Hier, nimm etwas von dem Tee. Der wird dich von innen wärmen.“
Sie schenkt ihr eine Tasse ein. Und summt immer noch die Melodie, die sie schon seit gestern begleitet.
Die beiden Engel frühstücken gut gelaunt und in aller Ruhe, unterhalten sich über die Geschehnisse der vergangenen Tage und das bevorstehende Weihnachtsfest. „Was meinst du, wann sollten wir denn mit den Krippenfiguren anfangen? Sind die anderen schon auf den Beinen?“



Emily zuckt mit den Schultern. Sie kaut noch auf einem Stück Hörnchen: „Gerade sind mir nur Ede und Erna über den Weg gelaufen. Sie waren auch bei Erich und haben frisches Brot gekauft. Die anderen sind mir noch nicht begegnet. Wir können, wenn wir fertig sind, ja nach draußen gehen und schon mal die Kisten aus dem Schuppen holen.“
„Ja, das ist eine gute Idee!“, stimmt Elise ihr zu, „Lass uns auf dem Weg noch bei Emmi im Stall vorbeischauen. Ich würde gerne einmal sehen, wie es Ilias geht. „Emily nickt zustimmend, sie hat sich gerade das letzte Stück Hörnchen in den Mund gesteckt. „Wie immer köstlich, danke!“
„Danke für den Tee!“, Elise zwinkert ihr zu.

Die beiden bleiben noch ein paar Minuten sitzen und trinken den restlichen Tee aus. Als sie gerade aufstehen wollen, hören sie ein lautes Poltern von draußen. Und einen durchdringenden Knall. Erschrocken springen sie auf und laufen zur Tür. Neben dem Weihnachtsbaum sitzen Egon und Ede inmitten von Balken, Brettern und Kisten. Neben ihnen steht Emma mit zwei Kisten in der Hand. Elise und Emily sehen sie erschrocken an. Doch sie werden schnell ruhiger als sie merken, dass den beiden glücklicherweise nichts geschehen ist. Emma fällt es schwer, ein Grinsen zu unterdrücken. Und man sieht ihr an, dass ihr das unendlich leidtut. „Aber die Ede und Egon sind nun einmal einfach, wie sie sind …“, erzählt sie, nachdem sie zu Elise und Emily rüber gegangen ist. „Sie wollten natürlich wieder alles auf einmal tragen …“, zwinkert sie ihnen zu. „Das war einfach zu viel!“ Und nach einer kurzen Pause: „Es ist aber nichts geschehen, sie haben mal wieder Glück gehabt!“
Elise lächelt: „Da haben sie wohl einen Schutzengel gehabt!“

„Das kann gut sein“, lächelt Emma zurück. „Sind das denn schon alle Teile, die wir brauchen?“, fragt Elise sie.
„Ja!“, antwortet Emma bestimmt, „Die setzen wir jetzt nur noch zusammen und dann können die Figuren rein.“
„Das klingt gut, dann pass auf“, Elise scheint einen Plan zu haben, „Wir gehen einmal zu Emmi in den Stall und sehen dort nach dem Rechten. Die Figuren bringen wir auf dem Rückweg mit.“
Emma nickt zustimmend. Sie setzt gerade die Außenwände des Stalls zusammen.
Im Stall ist alles in Ordnung, Ilias schläft weiter ruhig in seinem warmen Bett aus Stroh. Er sieht zufrieden und gesund aus. Emmi nehmen die beiden Engel mit nach draußen. Sie würde sich gerne ansehen, wie die Krippe aufgebaut wird. Elise und Emily holen die Kisten mit den Krippenfiguren vom Spitzboden im Schuppen und tragen sie vorsichtig zum Stall. Emma ist derweil mit den Außenwänden fertig, sie setzt gerade das Dach auf.
Die beiden öffnen die Kisten und holen die Figuren vorsichtig heraus. Eine nach der anderen stellen sie behutsam auf den Boden neben sich. Als Emma den letzten Nagel ins Holz gehämmert hat und der Stall für die Krippe so ausgerichtet ist, dass alle drum herumstehenden zufrieden sind, legt Emil ihn mit Stroh und Heu aus. Dann ist es endlich so weit: die Krippenfiguren dürfen einziehen.
Emily bringt Maria und Josef in den Stall, Ede setzt Ochs und Esel auf ihre Plätze und Emil trägt feierlich die Krippe hinein.
Auch die Hirten mit den Schafen sind schon in freudiger Erwartung auf das ankommende Jesuskind. Die Heiligen Drei Könige sind auf dem Weg. Erich stellt sie auf die andere Seite des Weihnachtsbaumes. Von dort aus haben sie bis zum sechsten Januar noch eine kurze Weckstrecke zu gehen.

Mittlerweile summen alle Engel die Melodie von “Ihr Kinderlein kommet”. Ein wunderschöner Klang der Engelsstimmen geht durch das kleine Dorf. Und immer mehr stimmen mit ein. In einer ganz besonderen Ruhe und einer wohltuenden Atmosphäre klingen die Töne durch die Luft.
Und alle können fühlen, dass die Ankunft des Jesuskindes bald bevorsteht. Eine festliche Stimmung legt sich über das Engeldorf. Noch zwei Mal schlafen, dann ist der Heilige Abend da. Noch zwei Mal schlafen, dann ist der Abend da, den sie das ganze Jahr über erwartet haben. Der Abend, auf den so viele Hoffnungen gesetzt werden. Der Abend, der so viel erwünschten Frieden in die Welt bringen soll.
Am Ende des Tages kommen alle Engel am Stall zusammen. Jeder möchte den Ort sehen, an dem am Heiligen Abend das Wunder geschieht. Aus dem Summen wird Gesang …
Elise stimmt die erste Strophe an. Und im Licht des Weihnachtsbaumes und der in den Häusern erleuchteten Lichterbögen erklingt das Lied, das sie schon den ganzen Tag begleitet.

Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all’
Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall
Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
Der Vater im Himmel für Freude uns macht

O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall
Seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl
Den lieblichen Knaben, das himmlische Kind
Viel schöner und holder, als Engelein sind

Da liegt es – das Kindlein – auf Heu und auf Stroh
Maria und Josef betrachten es froh
Die redlichen Hirten knie’n betend davor
Hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor

O beugt wie die Hirten anbetend die Knie
Erhebet die Hände und danket wie sie
Stimmt freudig, ihr Kinder, wer wollt sich nicht freu’n
Stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein

 

 

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Diese Geschichten unseres Adventskalenders sind außerdem erschienen:

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 1. Dezember – Die Vorbereitungen beginnen

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 2. Dezember – In der Backstube

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 3. Dezember – Das Wunder der Musik

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 4. Dezember – Zweiter Advent

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 5. Dezember – Holzsuche im Wald

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 6. Dezember – Der Nikolaus kommt zum Frühstück

Unsere Adventskalendergeschichte 2022: 7. Dezember – Die verschwundene Lichterkette

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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