Malen mit Demenzkranken. Ich leite seit einiger Zeit eine Malgruppe für demenzkranke Bewohner eines Seniorenheims. Die Treffen finden 1x wöchentlich für 1,5 Stunden statt. Wir malen mit Acrylfarben auf Fotokarton und Leinwänden. Wer kann, malt frei, anderen gebe ich jahreszeitlich Anregungen und Vorlagen oder wir arbeiten mit Spachteln. Ich suche zwecks Erfahrungsaustausch andere Kreativgruppen; ich würde gern erfahren, was und wie andere mit Demenzkranken malen, mit welchen Werkstoffen gearbeitet wird etc. und was noch so alles möglich ist. Ich bin dankbar für alle Anregungen und Tipps.

Tipps rund um Malgruppen für Menschen mit Demenz kann ich nur am Rande aus eigener Erfahrung geben. Eine Betreuungsassistentin, mit künstlerischer Ader, hat allerdings schon viele schöne Projekte in der Einrichtung in der ich arbeite, umgesetzt.

 

Stempel

Neben dem Freien Malen mit unterschiedlichen Utensilien, hat sie sehr schöne Ergebnisse mit (selbstgemachten) Stempeln erzielt. Sie hat sowohl Schwämme in unterschiedliche Formen geschnitten, als auch mit klassischen “Kartoffelstempeln” gearbeitet. Besonders schön fand ich persönlich auch Stempel, die sie aus Karton und Wolle (gemeinsam mit den Bewohnern!) gemacht hat. Dafür wurde die Wolle in Mustern (zum Beispiel Schnecken) auf dem Karton befestigt und dieser dann als Stempel benutzt. Ich glaube, dass sie auch schonmal Korken als Stempel genutzt hat- der Fantasie sind da sicherlich keine Grenzen gesetzt.

 

Schablonen

Wunderschöne Bilder sind auch entstanden, als die Betreuungsassistentin mit Schablonen gearbeitet hat. Einige der Menschen mit Demenz haben mit Schwämmen um die Schablonen herumgetupft, andere haben die Farbe mit einer Zahnbürste durch ein Sieb “gespritzt”.

 

Farbe “verpusten”

Im Winter ist durch das “verpusten” von Farbe eine Winterlandschaft entstanden. Hierfür hatte sie erst eine große Leinwand mit blauer Farbe bemalt und dann mit sehr flüssiger dunkelbrauner Wasserfarbe Kleckse auf die Landschaft gesetzt. Die Menschen mit Demenz haben dann die Farbe “verpustet”, wodurch “Bäume” entstanden sind (Das lässt sich sicher auch zu anderen Themen umsetzen).

 

Malen auf nassem Papier

Schöne Effekte sin auch entstanden, als die Menschen mit Demenz mit Wasserfarben “Farbkleckse” auf ein nasses Blatt Papier gesetzt haben.

 

Murmelbahnen

Etwas, dass ich selbst mal ausprobiert habe, war das malen von “Murmelbahnen”. Dafür wurde jeweils ein Blatt in einen Schuhkarton gelegt. Dann wurde eine Murmel in Farbe gewälzt und in den Karton gelegt. Der Karton wurde dann hin und her bewegt, bis die Murmel keine Farbe mehr an das Papier abgegeben hat. Dann wurde die nächste Farbe genommen.

 

Fingerarbeit

Mit Finger- oder Handabdrücken lassen sich auch schöne Bilder herstellen. Am bekanntesten ist wohl eine Sonnenblume aus Handabdrücken. Dafür wird der Handballen braun angemalt und die Finger gelb. Dann kann die Hand einmal im Kreis auf das Blatt gedruckt werden. Fertig ist die Sonnenblume. Kleinere Blumen lassen sich auch mit einzelnen Fingern tupfen.  Schöne Bilder sind in der erwähnten Malgruppe auch entstanden, als mit weißer Fingerfarbe auf schwarzem Grund die Form eines (vorgemalten) Schneemannes “ausgetupft” wurde.

 

Für “Klatschbilder” wird die Fingerfarbe dick auf eine Seite eines Blattes aufgetragen. Dann wird das bild “zusammen geklatscht” dadurch entstehen oft sehr schöne Bilder.

 

Malen mit Faden

Wenn man einen Faden dick mit Farbe bedeckt, kann man diesen anschließend in die Mitte eines gefalteten Blatts legen. Nun wird das Blatt mit einem schweren Buch beschwert. Die Menschen mit Demenz ziehen den Faden heraus, während ein anderer das Buch herunterdrückt. So entstehen sehr schöne Muster auf dem Blatt.

 

Bilder Durchdrücken

Eine einfache Möglichkeit schöne Bilder zu malen ist auch das “Durchdrücken” von Motiven. Dafür wird ein Blatt auf etwas mit Profil gelegt (zum Beispiel: Herbstblätter, Geldstücke, ausgeschnittene Motive aus dickem Karton). Nun wird das Blatt mit einem Buntstift flächig bemalt. Das Motiv der “Unterlage” bildet sich auf dem Blatt ab.

 

Malen mit einem Kamm

Auch durch das Malen mit einem Kamm, können schöne Muster entstehen.

 

Bestimmt gibt es noch viel mehr Möglichkeiten. Leider kann ich bei der Suche nach anderen Kreativgruppen zum Austausch nicht behilflich sein (ich kenne keine 😉 ). Claudia Büeler (eine Kunsttherapeutin) hat in einem Interview von Ihrer Arbeit mit Demenzkranken erzählt.  Sie arbeitet viel mit Porträts.

 

Ich werde versuchen noch mehr Kunsttherapeuten für ein Interview auf Mal-alt-werden.de zu gewinnen. Sonst kann ich für Anregungen auch das Buch “Malen mit Dementen*” empfehlen.

 

Herzliche Grüße

 

Natali Mallek

*Malen*

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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6 Antworten

  1. Hedi Kloss sagt:

    Ich bin Krankenschwester und male und bastel seit einigen Jahren Nebenbei im Altenheim. Einmal die Woche für 2,5 Std.
    Man kann aus Pappmache tolle Tiere basteln und anschließend mit Gouache, diese Farbe ist nicht giftig und auch preiswerter wie Arcy, anmalen.
    Filzen ist auch eine tolle Sache für Menschen mit Demenz.

    Bunte Quardrate aus Tonpapier ausschneiden und auf einem bunten DIN-A3 Blatt aufkleben lassen. Dabei entstehen viele unterschiedliche Bilder und die Künstler haben Spaß dabei.

    Oder das Meer malen lassen mit nur zwei bis drei Farben. Ich habe Weiß, Primärblau und Schwarz genommen. Die Gouache-Farbe wurde unverdünnt mit einem Spachtel aufgetragen. Als die Farbe trocknen mußte haben wir aus rotem Tonpapier einen Leuchturm ausgeschnitten. Man kann ihn vormalen oder frei ausschneiden lassen. Den haben wir dann in unser Bild geklebt anschließend mit schwarzer Farbe die Streifen am Leuchturm gemalt. Mit gelben oder weißen Buntstiften die Linien für das Licht gemalt und schon waren wunderschöne Bilder dabei raus gekommen. Die Künstler waren sichtlich stolz auf ihr Kunstwerk.
    Die Farbe blau beruhigt die Augen.
    Die Bilder werden jetzt eingerahmt für einen Monat und dann kommen andere Bilder an die Wände. So können die Künstler nochmal auf ihre Werke schauen und andere Bewohner und Besucher ebenfalls.
    Mein Buchtipp: Farben im Kopf Malen und Gestalten mit Menschen mit Demenz ISBN 9783834627957*

    viel Spaß beim nachmalen
    Hedi Kloss

  2. Claudia Dinges sagt:

    Hallo, ich bin Mal-und Gestaltungstherpeutin und habe mein Projekt mit Menschen mit Demenz gemacht. Könnte meine Diplomarbeit per Mail zuschicken.

    Mit lieben Grüßen Claudia Dinges

    • Anne Barry sagt:

      Liebe Claudia , bin auch sehr an deiner Diplomarbeit interessiert. Ich mache regelmässig Kurse in der fort- und Weiterbildung von Betreuungskräften. Ich bin sehr an praktischen Erfahrungen und vielleicht Bilder von entstandenen Werken interessiert.
      meine Email Adresse ist poetrybonn@gmx.de
      Ich selber hab an der KIK in Köln eine Weiterbildung zur Ressourcenorientierte Kunsttherapie für Erwachsene gemacht.

  3. Hallo Claudia,
    Ich arbeite seit ein paar Monaten in der Aktivierung in einem Schweizer Alters- und Pflegeheim und bin auf der Suche nach praktischen Anregungen für das Malen mit dementen Menschen.
    Daher würde es mich sehr interessieren Einblick in deine Diplomarbeit zu erhalten.
    Danke dir für dein grosszügiges Angebot
    Beste Wünsche und Grüsse,
    Carla Koch-Vonarburg

  4. Beck Ingrid sagt:

    Guten Morgen Claudia,
    ich bin Aktivierungsfachfrau und darf an meiner neuen Stelle eine Malgruppe für Menschen mit Demenz anfangen. Da wäre ich dankbar für deine Diplomarbeit um einen Einblick zu erhalten, was du erarbeitet und erlebt hast.
    vielen Dank für deine Grosszügigkeit.
    Liebe Grüsse
    Ingrid Beck

  5. Cordula-Maria sagt:

    Guten morgen Spurensucher .. Malen mit demenziellen BewohnerInnen,
    vor einiger Zeit habe ich Dialogisches Malen begonnen mit Kindern der OGS und Bewohnerinnen. Gemeinsam – im Wechsel – mit bunten Papierschnipseln ein A3 Blatt gestalten, sitzen an einem Tisch sich gegenüber oder gemeinsam mit Buntstiften ein Bild malen .. wie es sich ergibt, ins Gespräch kommen. Alte ermutigen stillere Kinder, Kinder gehen auf Ältere ein und geben Impulse durch ihr Tun. Oder mit Fingerfarben mit dem Zeigefinger durch Farbabdrücke gestalten. Jeder solange wie Farbe am Finger ist. So gestaltet sich ein Bild oder eine Farbschlange(n). Oder mit Aquarellfarben gestalten im Wechsel, geschehen lassen was geschieht und Staunen .. oder .. einfach Mut zum Experimentieren mit Spachtel, diverse Pinsel oder, oder .. “Wenn Worte fehlen sprechen Bilder”(Schottenloher). Und – Jewder und Jede trägt schöpferisches / Kreativität in sich .. spannend ist auch biographisches Arbeiten dialogisch oder auch Person mit Therapeut, Betreuungsperson ..
    Viel Freude beim Abenteuer: Malen für Menschen mit Demenz. Auch ich bin sehr an einem Austausch interessiert, an der Diplomarbeit und habe u.a. eine Ausbildung als Sozialtherapeutin (Kunst) / HIGW und am KIK Heilpädagogische Kunsttherapie und bin rundum ganzheitlich in Schule und Gemeinde unterwegs.
    Danke für Eure Anregungen.
    Cordula-Maria

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