Liedergeschichte: Zeit am Lagerfeuer. Kein schöner Land in dieser Zeit
Diese Erzählung verbindet alltägliche Szenen mit bekannten Volksliedversen. Dadurch entstehen emotionale Anknüpfungspunkte, die Gespräche anregen und Erinnerungen wachrufen können. Gerade Menschen mit Demenz profitieren von dieser Verbindung aus Lied und Geschichte, da sie sich auf verschiedene Sinne und Erinnerungswelten stützt.
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Lesen Sie die Geschichte in Ihrer Aktivierungsrunde vor, stimmen Sie anschließend die Melodie an oder tauschen Sie sich über eigene Lagerfeuererlebnisse aus. So schaffen Sie eine warme, vertraute Atmosphäre, die Nähe und Gemeinschaft fördert.
Zeit am Lagerfeuer
Luise pustete, um das Feuer wieder anzufachen. Lediglich ein paar kleine Flammen züngelten noch vor sich hin. Das würde nicht mehr für Stockbrot und vor allem nicht für die kleinen Bratwürstchen reichen. Es dauerte einen kleinen Moment, doch dann, relativ plötzlich, erstrahlte das Feuer in einem wunderschönen Licht. Die Kinderaugen leuchteten und wurden ganz groß. Luise lächelte dankbar. Sie genoss diese Momente so sehr. Schon seit so langer Zeit.
Früher saß sie hier an Samstagabenden mit ihren Freunden. Heute haben sie alle Familie mit Kindern und treffen sich einmal im Jahr zum Lagerfeuer machen, grillen und singen. An demselben Ort wie früher.
Luisa, Clara, Christan und Andreas. Die vier waren früher unzertrennlich gewesen. Und durften es trotz aller Veränderungen, die das Leben mit sich brachte, auch bleiben.
Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das unsre weit und breit,
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendzeit.
Die Sonne tauchte den Abendhimmel in ein wunderschönes Rot. Die Kinder spielten Fußball und Verstecken und sammelten Stöcke im angrenzenden Wald. Es duftete nach gegrilltem Fleisch und mariniertem Gemüse.
Plötzlich musste Luisa lachen und wendete sich Christian zu. „Weißt du noch, wie wir im letzten Jahr versucht haben, die kleinen Würstchen zu grillen und sie immer wieder ins Feuer gefallen sind?“ Sie hielt gerade wieder eine Wurst über die Flammen und hatte Mühe, den Spieß nicht vor lauter Lachen loszulassen. Ihr Lachen war ansteckend. Und bald lachten alle, als ihnen die Bilder wieder vor Augen kamen, wie Christian verzweifelt versucht hatte, die verkohlten Reste aus dem Feuer zu retten.
Christian grinste und wartete ab, bis die anderen den schlimmsten Teil ihres Lachanfalls überstanden hatten. „Das lag nur daran, dass die Spieße viel zu kurz und zu dünn waren. Dieses Jahr habe ich extra lange besorgt“ Triumphierend hielt er seinen Spieß in den Himmel. Im selben Moment fiel die Wurst, die an dessen Spitze steckte, runter ins Feuer. Luisa bekam den nächsten Lachanfall und Clara verschluckte sich fast an dem Maiskolben, der gerade zwischen ihren Zähnen steckte.
Da haben wir so manche Stund’
gesessen wohl in froher Rund’
und taten singen;
die Lieder klingen
im Eichengrund.
Es war wie immer eine wunderbare Stimmung. Sie hatten sich so viel zu erzählen. Die Kinder hatten mittlerweile alle Taschenlampen und wagten sich, einige mehr, andere weniger, in den Wald hinein und erkundeten die dunkle Umgebung. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und der Mond zu sehen. Es würde eine sternenklare Nacht werden.
Als es etwas ruhiger wurde, musste Andreas plötzlich schmunzeln. Er sah den Kindern zu. „Wisst ihr noch, wie wir als Kinder immer auf der Suche nach dem perfekten Stock für Stockbrot waren?“ Clara schmunzelte. Sie wollte etwas sagen, biss sich aber auf die Lippen. Christian übernahm es, das auszusprechen, was Clara gedacht hatte. „Jaja… der eine hatte größere, der andere kleinere Ansprüche.“ Auch er musste grinsen. Auch Andreas huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er wusste, was kommen würde. „Bei Andreas reichte es immer aus, dass der Stock nicht vermodert war. Während Luisa schon den nächsten Stock suchte, wenn der, den sie in der Hand hielt, auch nur den kleinsten Knick hatte.“ Nun mussten alle lachen. Es war ein wohlwollendes, dankbares Lachen für die gemeinsamen Erinnerungen, die sie teilen durften. Und für diese besonderen Momente, die sie miteinander verbracht haben. Und dafür, dass sie so unterschiedlich und gleichzeitig so ähnlich waren.
Dass wir uns hier in diesem Tal
noch treffen so viel hundertmal,
Gott mag es schenken,
Gott mag es lenken,
er hat die Gnad.
Die Gespräche waren mal ruhiger, mal heiterer. Zwischendurch wurde darüber gesprochen, was im letzten Jahr schwierig war. Und über die Sorgen, die die Gedanken an die Zukunft mit sich brachten. Dann wieder teilten die vier die Glücksmomente, die ihnen in letzter Zeit im Alltag oder auch rückblickend im Leben geschenkt worden waren.
Sterne funkelten vom Himmel. Andreas holte seine Gitarre raus und fing an, ein paar Akkorde zu klimpern. Es war eine schöne Atmosphäre. Die sanften Töne begleiteten die Gespräche. Zwischendurch stimmte der eine oder die andere ein Lied an, was sie dann gemeinsam sangen. Dann wiederum gab es wieder ganz leise Momente, in denen sie sich den Himmel und die Umgebung anschauten. Und immer wieder wurde herzlich gelacht.
„Da! Eine Sternschnuppe!“, sagte Luisa plötzlich. Sie hatte gerade den Kopf in den Nacken gelegt und nach oben geschaut. „Ihr dürft euch was wünschen!“
Stille kehrte ein. Die vier hatten die Augen geschlossen. In diesem Augenblick war nur noch das Knistern des Feuers zu hören und ein leichtes Knacken im Unterholz, das den vieren versicherte, dass die Kinder noch in der Nähe waren.
„Es ist schön, diese Momente immer noch mit euch teilen zu dürfen.“, sagte Clara nach ein paar Minuten. Die anderen drei lächelten dankbar und nickten. „Mir geben diese Abende mehr Kraft als Urlaub.“ „Ja, hier dürfen wir einfach sein, wer wir sind…“, fügte Christian hinzu und strich Clara über den Rücken.
Nun, Brüder, eine gute Nacht,
der Herr im hohen Himmel wacht!
In seiner Güten
uns zu behüten
ist er bedacht.
„Im nächsten Jahr sehen wir uns wieder?“, versicherte sich Andreas, während er seine Gitarre einpackte. Das Feuer war verloschen, nur noch ein kleines bisschen Glut glimmte vor sich hin. Die Kinder waren eingekuschelt in warme Decken eingeschlafen und die Erwachsenen hielten beim Aufräumen eine letzte Tasse Tee in der Hand.
„Auf jeden Fall!“ nickten die anderen drei. Und wieder hatten sie an diesem Abend viele Glücksmomente erlebt, die ein Leben lang bleiben würden. Es waren die kleinen Augenblicke, die so groß waren.
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