Entspannungsrunden für Senioren. Die Welt der Farben

In dieser ausgearbeiteten Entspannungsrunde für Entspannungseinheiten mit Senioren erhalten Sie zahlreiche Ideen und Gestaltungsvorschläge für eine entspannende Gruppenstunde zu dem Themenbereich Farben. Tauchen Sie mit den Senioren ein in ein Farbenspiel und lassen Sie die Farben einzeln und im Zusammenspiel auf sich wirken.

Materialien:



Entspannungsmusik

Wasserfarben oder Lebensmittelfarben
sechs Wassergläser (wenn möglich etwa in Rotkohlglas- oder Gewürzgurkenglas-Größe)
Wasser
Pinsel
Teelöffel oder Pipetten

Je einen Gegenstand, der die Farbe rot, orange, gelb, grün, blau und violett trägt. Das können beispielsweise Naturmaterialien sein (ein Fliederzweig, eine Rose, Heu…), Obst oder Gemüse (Apfel, Banane, Aubergine, Erbsen…) oder auch Figuren (Sonne,

Tücher in sechs Farben (jeweils ein Tuch in rot, orange, gelb, grün, blau und violett)

Bitte erkundigen Sie sich vor der Planung der möglichen Teilnehmenden nach der Sehfähigkeit bzw. Einschränkungen im Bereich des Sehens der Senioren. Visuelle Einschränkungen sind kein Hindernis für die Teilnahme an der Entspannungsrunde, sie sollten aber darum wissen, um bestimmte Übungen ggfs. für die Betroffenen entsprechend anpassen zu können. Je nach Art der Einschränkungen funktioniert das Farbensehen auch in vielen Fällen noch. Da Farben mit Gefühlen und Erinnerungen verbunden sind (vor allem für Menschen, die nicht von Geburt an blind sind), können sie auch bei Sehbeeinträchtigungen oder nach Erblindung im fortgeschrittenen Alter (als Folge von Unfällen oder Erkrankungen) mithilfe unserer Vorstellungskraft präsent sein. Informieren Sie sich ggfs. bei Ärzten oder dem Pflegepersonal, wie die Betroffenen mit ihrer Einschränkung umgehen und sprechen Sie auch mit demjenigen selbst. Wer trotz Einschränkungen mitmachen möchte, ist herzlich willkommen und bekommt jede Unterstützung, die notwendig ist.

Bereiten Sie den Raum für die Entspannungsrunde vor. Legen Sie die mitgebrachten Materialien auf den Tisch und nutzen Sie die bunten Tücher, um den Tisch ansprechend zu dekorieren.
Besonders für Entspannungsrunden ist es wichtig, einen Raum zu wählen, der möglichst ruhig ist (in dem also so wenig Störgeräusche wie möglich zu hören sind), eine Tür hat, die geschlossen werden kann und in den im besten Fall zwischendurch niemand hereinkommt. In manchen Einrichtungen ist das zum Teil schwierig zu realisieren, das ist uns bewusst. Sofern Sie aber die Möglichkeit haben, irgendwie Ruhe in Ihr Angebot zu bringen, nutzen Sie gerne das, was Ihnen zur Verfügung steht.

Einstieg

Entspannungsmusik

Begrüßen Sie die Senioren und laden Sie sie ein, mit Ihnen gedanklich eine Reise an einen ruhigen Ort zu machen. Alles, was schwer ist, darf für einen Augenblick beiseitegelegt werden. Warten Sie einen Moment, bis alle in Ruhe und bequem sitzen und ein wenig Stille eingekehrt ist. Beginnen Sie mit der Entspannungsmusik. Laden Sie die Senioren ein, der Musik zuzuhören und sich die mitgebrachten Materialien auf dem Tisch anzusehen. Lassen Sie die Musik etwa zwei bis drei Minuten laufen.

Lassen Sie sich im Anschluss erzählen, was die Senioren auf dem Tisch sehen. In Seniorengruppen, in denen dies nicht mehr möglich ist, beschreiben Sie als Gruppenleitung, was auf dem Tisch liegt.

Welche Farben sehen die Senioren? Welche Lieblingsfarben haben die Teilnehmenden? Wie haben sich Lieblingsfarben im Laufe des Lebens vielleicht verändert? Wer mag es, zu malen oder mit Farben zu arbeiten? Was kann man mit den Materialien auf dem Tisch machen?

Besprechen Sie die Farben einzeln. Lassen Sie gerne die Senioren die Reihenfolge auswählen. Fragen Sie welche Farbe die einzelnen Gegenstände haben und welche Dinge den Mitmachenden noch einfallen, die diese Farbe tragen können. Legen Sie, wenn sie eine Farbe besprochen haben, den mitgebrachten Gegenstand auf das entsprechende Tuch in der gleichen Farbe und beides in die Tischmitte. Am Ende liegt jedes Tuch mit dem passenden Gegenstand in der Mitte des Tisches.

Wahrnehmungsanregungen

Farben haben eine Wirkung auf unsere Stimmung und unsere Emotionen. Die Wirkung von Farben ist besonders vielfältig und hängt nicht nur mit der Farbe selbst, sondern insbesondere mit der Person zusammen, die die Farbe wahrnimmt und auf die die Farbe wirkt.
Farben haben für jeden Einzelnen eine ganz besondere Bedeutung. Sie stehen für ein Gefühl oder eine Stimmung, schaffen eine einzigartige Atmosphäre oder erinnern uns an etwas besonderes, das wir erlebt haben. Wie wir Farben wahrnehmen hängt aber auch von unserer Prägung und unseren Erfahrungen ab. In westlichen Ländern gilt weiß zum Beispiel als rein und ist die Farbe der Braut. In buddhistisch geprägten Ländern hingegen ist weiß die Farbe der Trauer. Wie wir Farben wahrnehmen, hat auch mit der Assoziation zu tun, die wir ihnen zuschreiben. Viele verbinden blau mit Kälte und rot mit Wärme.
Gelb und Rot dienen mitunter auch als Signalfarben. Zugleich ist Rot aber auch als die Farbe der Liebe und der Leidenschaft bekannt.
Kalte Farben (zum Beispiel Blau, Blaugrün, Dunkelgrün und Lila) wirken beruhigend. Warme Farben (wie Rot, Orange und Gelb) vermitteln Kraft.

In der folgenden Liste finden Sie eine Übersicht über die Wirkung der sechs Farben und Eigenschaften, die ihnen allgemein zugeschrieben werden. Das ist nur ein Leitfaden für Ihre Gespräche. Die Wirkung und die Bedeutung auf den einzelnen sind ein persönliches Empfinden und können sich ganz individuell darstellen.

Orange – Fröhlichkeit, Heiterkeit, Gemütlichkeit
Rot – Leben, Liebe, Schönheit, Leidenschaft
Grün – Hoffnung, Leben, beruhigend, ausgleichend
Violett – besinnlich, feierlich, nachdenkend
Blau – Kraft, Geborgenheit, Entspannung, Vertrauen, Harmonie, Beständigkeit
Gelb – Licht, Freude, Belebend, Anregend

Füllen Sie drei der sechs Gläser mit Wasser und legen Sie die Pinsel bereit. Wer möchte, darf Ihnen beim Wasser einfüllen gerne behilflich sein. Färben Sie das Wasser mithilfe der Lebensmittelfarben oder der Wasserfarben in gelb, blau und rot. Lassen Sie so viele Schritte wie möglich die Senioren selbst übernehmen. Mischen Sie in einer nächsten Runde gemeinsam die Farben grün (gelb und blau), orange (rot und gelb) und violett (blau und rot). Träufeln Sie dafür mithilfe der Pipette die Flüssigkeiten der Grundfarben in einem neuen Glas zusammen oder füllen Sie die drei verbliebenen Gläser mit Wasser und mischen sie die neuen Farben mit den Wasser- oder Lebensmittelfarben an. Führen Sie alle Schritte langsam, nacheinander und wenn möglich gemeinsam aus, so dass die Mitmachenden möglichst viel daran teilhaben können.

Welche Wirkung haben die einzelnen Farben auf die Senioren? Welche Farben sind fröhliche Farben? Welche sind ruhige Farben? Welche Farben gefallen den Mitmachenden? Wie wirkt das Farbenspiel auf die Teilnehmenden der Entspannungsrunde, wenn die Farben sich vermischen?
Welche besondere Bedeutung hatte die eine oder andere Farbe im Laufe des Lebens der Mitmachenden? Wie waren zum Beispiel die Wohnräume eingerichtet, welche Farbe hatte das ein oder andere Geschirr, welche Kleidung wurde gerne getragen und warum?

Lassen Sie die Senioren die Farben gerne mehrmals mischen, so dass jeder, der möchte, das Farbenspiel selbst erleben kann und die Wirkung des Zusammenspiels der Farben bewusster wahrgenommen werden kann. Machen Sie sie Gestaltung der Entspannungsrunde und die Angebote von den Ressourcen und der jeweiligen Gruppendynamik abhängig.

Entspannungsgeschichte

Erklären Sie den Senioren, dass Sie sie in der Entspannungsgeschichte mit “Du” anreden, um eine größtmögliche Entspannung erreichen zu können. Laden Sie sie ein, gedanklich mit Ihnen auf eine Reise in die Natur zu kommen. Bitten Sie die Teilnehmenden, sich so bequem wie möglich hinzusetzen. Die Beine stehen nebeneinander auf dem Boden, der Rücken lehnt an der Stuhllehne. Die Arme dürfen locker im Schoß oder auf den Armlehnen liegen. Wer mag, darf die Augen schließen. Warten Sie vor dem Vorlesen einen Moment, bis es ruhiger geworden ist und alle bequem sitzen.

Stell dir einen Ort vor, an dem die Welt aus Farben besteht. Deine Umgebung ist ruhig. Die Farben schaffen einen Raum, in dem du dich wohl fühlst, in dem du gehalten und sicher bist. Du spürst einen warmen Gelbton, der sich wie Sonnenstrahlen anfühlt. Du bist umgeben von einem sanften grün, das eine angenehme Ruhe um dich legt. Du spürst, wie dein Körper diese Ruhe in sich aufnimmt und du bei jedem Atemzug befreiter atmen kannst. Es wird ruhig in dir. Du atmest ein … und aus. Ein … und aus. Ein … und aus.
Am Horizont und über dir nimmst du ein friedvolles blau wahr. Die Farben fließen ineinander über und schaffen dabei einen wunderschönen Übergang. Du fühlst dich ruhig und ausgeglichen. So ruhig, wie die Farben um dich herum, die dich sanft umhüllen.
Du kannst dich fallen lassen. Du kannst deine Sorgen und alles Schwere für diesen einen Moment vergessen. Die Farben tragen dich sicher. Du kannst dich anlehnen und hineinlegen. Sie sind dein sicherer Hafen. Du kannst ihnen vertrauen.
Du schaust auf ein Farbenmeer, das sich langsam in einem ruhigen Wind zu bewegen scheint. Du beobachtest, wie die Farben sich eine nach der anderen in eine neue Farbe verwandeln. Du magst sie. Du bist umgeben von Farben, die du gerne hast. Du kannst atmen. Sie strahlen eine wundervolle Kraft und gleichzeitige Ruhe aus und geben dir den Raum, den du brauchst, damit es dir gut geht.
Du spürst eine wunderbare Leichtigkeit. Alles, was schwer war, hast du an die Farben abgegeben. Sie tragen dich und geben dir eine grenzenlose Freiheit. Es geht dir gut.
Du bist zufrieden und ausgeglichen. Du fühlst dich wohl und vollkommen entspannt, atmest ruhig und gleichmäßig. Getragen von einem wunderschönen Farbenmeer.

Atemübung

Bitten Sie die Senioren, sich bequem hinzusetzen, die Beine stehen nebeneinander, die Unterarme liegen locker auf den Oberschenkeln oder den Armlehnen. Atmen Sie bewusst zusammen ein und aus. Beim Einatmen heben und öffnen Sie die Arme vor dem Körper. Atmen Sie durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Wiederholen Sie die Übung mit den Senioren drei bis fünf Mal. Je nach Ressourcen der Teilnehmenden können sich die Arme bei jedem Einatmen ein wenig weiter öffnen.

Abschied

Verabschieden Sie sich von den Senioren. Bleiben Sie noch einen Moment mit ihnen in Kontakt und stehen Sie dafür bereit, schöne oder beschwerende Gefühle aufzufangen, die durch die Entspannung oder durch die Übungen aufkommende Erinnerungen wachgerufen werden.

Entspannungsgeschichten für Ihre Entspannungsrunden finden Sie auch in unserem Buch “Geschichten zum Entspannen”, das im Rahmen der Reihe SingLiesel Kompakt erschienen ist. Die Buchvorstellung dazu können Sie sich hier noch einmal ansehen.
In unserer Rubrik Einschlafgeschichten für Erwachsene finden Sie außerdem Geschichten zum Vorlesen, die ein zur Ruhe kommen ermöglichen sollen.

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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