Eine österliche Freundschaft. Ostergeschichten zum Vorlesen

In dieser Ostergeschichte wird von dem Beginn einer ganz besonderen Freundschaft erzählt. Wir wünschen Ihnen und den Senioren viel Freude beim Vorlesen und Zuhören.

Eine österliche Freundschaft oder wie kaputte Eier Glück bringen können

Schweren Herzens hatte Monika ihr Haus verkauft und war in eine kleine Wohnung gezogen. Sie war nur wenige Straßenbahnstationen von ihrer bisherigen Adresse entfernt und doch kam ihr hier alles anders vor. Sie kannte die Menschen nicht, die hier lebten und ihr Lieblingscafé war nun auch zu weit entfernt.



Es war Gründonnerstag. Monika nahm ihren Rollator und wollte vor dem Osterwochenende noch einkaufen gehen. Viel brauchte sie ja nicht. Besuch hatte sich auch nicht angekündigt. Dennoch wollte sie ein paar Eier färben und einen Kuchen backen. Sie ging aus dem Haus und genoss die Frühlingssonne.

An der Straßenbahnhaltestelle tollten Kinder herum. Eine ältere Frau mit einem Rollator stand auch dort. Da kam die Bahn schon. Einige Fahrgäste stiegen aus. Als Monika einsteigen wollte, kam ihr die andere alte Dame mit ihrem Rollator in die Quere. Nebeneinander passten sie nicht durch die Tür. Monika ärgerte sich, aber sie gab nach und ließ die Frau vorbei.

Da saßen sie nun mit ihren Rollatoren. Beide sahen geradeaus und vermieden, dass sich ihre Blicke begegneten.

Monika stieg aus und kaufte im Einkaufsmarkt ein. Fein säuberlich legte sie alles in das Netz des Rollators und stellte die Eierpackung oben drauf.

Langsam ging sie zurück. Sie hatte keine Eile und freute sich über die Schneeglöckchen und die Winterlinge in den Vorgärten.

Als Monika die Haltestelle erreichte, traf die Straßenbahn gerade ein. Sie stieg ein und war überrascht, denn die Dame von vorhin saß auch wieder da. Monika lächelte ihr zu, denn es war ja ein lustiger Zufall, dass man sich gleich zweimal an einem Tag traf. Doch die andere Frau würdigte Monika keines Blickes.

Schon musste sie aussteigen. Auch die andere Rollator-Dame erhob sich. Beim Aussteigen verhakten sich die Rollatoren und um nicht selbst zu stürzen, ließ Monika ihren Rollator los. Die andere Frau riss den Rollator um und wäre beinahe hingefallen. Sie konnte sich gerade noch fangen.

Monika erschrak, ihr schöner Einkauf! Die Schachtel mit den Eiern war herausgefallen. Die andere Dame entschuldigte sich und half Monika, ihren Rollator wieder in die richtige Position zu bringen. Es war nicht viel passiert, doch die Eier waren kaputt.

Die Frau stellte sich vor: „Heidrun Schmidt ist mein Name. Es tut mir leid, ich bezahle Ihre Eier selbstverständlich.“

„Das Geld hilft mir nicht. Es ist zu spät, um noch einmal in den Einkaufsmarkt zu gehen. Morgen ist Karfreitag. Ich wollte Eier färben und Kuchen backen. Wenn Sie doch bloß nicht so störrisch gewesen wären, dann wäre das nicht passiert.“, schimpfte Monika.

„Kommen Sie, ich wohne dort hinten. Ich habe gerade heute Vormittag frische Eier gekauft, die gebe ich Ihnen gern.“

Monika folgte Heidrun. Als sie feststellten, dass sie beide in der gleichen Straße wohnten, lockerte sich die Stimmung. Monika erzählte, dass sie gerade erst eingezogen ist und sich noch fremd fühlte. Heidrun lud sie kurzerhand auf eine Tasse Kaffee ein. Die beiden Frauen hatten viel zu erzählen. Dann verabredeten sie sich für den nächsten Tag zum Eierfärben.

Diese Begegnung liegt nun schon drei Jahre zurück. Seitdem unternehmen die beiden Frauen viel zusammen. Jedes Jahr am Gründonnerstag verabreden sie sich zum Eierfärben, erinnern sich an die kaputten Eier und freuen sich, dass sie sich gefunden haben.

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