Der Apfelbaum! Eine Sprichwortgeschichte
Als ich noch ein kleiner Junge war, ungefähr 6 oder 7 Jahre alt, habe ich im Garten meiner Eltern einen Apfelbaum gepflanzt. Erst wollte der Baum nicht richtig angehen. Doch ich habe mich sehr gut um ihn gekümmert. “Weißt du Hans,” sagte mein Vater
“Aller Anfang… ist schwer.”
Und tatsächlich: Die Mühe hat sich ausgezahlt. Durch meine Liebe und meine Pflege gedieh der Baum prächtig. Da sagte meine Mutter:
“Was lange währt… wird endlich gut.”
Er wuchs Jahr um Jahr und schon im dritten Jahr hatten wir eine hervorragende Apfelernte. Wir ernteten von den Zweigen und hoben auch einige Äpfel vom Boden auf. Dafür mussten wir nicht weit laufen, denn man weiß schließlich:
“Der Apfel fällt… nicht weit vom Stamm!”
Ich liebte, und liebe bis heute, Apfelmus. Also kochte meine Mutter aus den Äpfeln Apfelmus. Und ich musste helfen. Ich musste die Äpfel schälen und entkernen. Dazu hatte ich eigentlich keine Lust. Doch meine Mutter sagte:
“Erst die Arbeit… dann das Vergnügen.”
Während sie das Apfelmus kochte, fragte ich mindestens 50 Mal: “Mama, wann ist das Apfelmus fertig?” Geduldig antwortete meine Mutter:
“Abwarten und… Tee trinken.”
Irgendwann war das köstliche Apfelmus fertig. Das Apfelmus meiner Mutter war das beste Apfelmus auf der ganzen Welt. Wenn ich das Apfelmus aß, wusste ich, dass meine Mutter mich liebte. Schließlich weiß jeder:
“Liebe geht… durch den Magen.”
Vor einem Jahr habe ich das Haus meiner Eltern geerbt. Der Apfelbaum steht immer noch im Garten. Das Haus zu verkaufen kam für mich nicht in Frage. Dann hätte ich ja auch meinen Apfelbaum verkaufen müssen. Denn mitnehmen kann man einen alten Baum nicht. Das weiß auch der Volksmund:
“Einen alten Baum… verpflanzt man nicht.”
Als mein Freund Theodor uns das erste Mal besuchte, saßen wir im Garten. “Was ist denn mit dem knorrigen alten Baum?” fragte er “wollt ihr den fällen?” Empört antwortete ich “Natürlich nicht!” und fuhr fort:
“Alter geht vor… Schönheit!”
Dann servierte ich Theodor eine Schale von dem Apfelmus der aktuellen Apfelernte. Das Apfelmus war zwar nicht ganz so gut wie von meiner Mutter. Ein Gaumenschmaus war es aber trotzdem. Auch Theodor war begeistert. Er entschuldigte sich für seine Frage und betonte, dass man einen Baum, der solch köstliche Äpfel trug, auf gar keinen Fall fällen darf. Seinen vorherigen Kommentar entschuldigend sagte er:
“Hinterher ist man… schlauer!”
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