“Die Rosenkönigin” – Eine Monatsgeschichte Juni zum Vorlesen

Der Juni gilt auch als der Rosenmonat. Unsere Geschichte des Monats Juni “Die Rosenkönigin” ist zum Vorlesen für die Senioren gedacht.



Die Rosenkönigin

Früh am Morgen erwachte Rosa, die Rosenkönigin. Sobald die Sonne hinter dem Horizont in einem strahlenden Gelbton aufging, leuchteten die zahlreichen zartrosafarbenen Blüten an ihrem Kleid. Sie luden Bienen, Hummeln und Schmetterlinge mit ihrem Honigduft zur Vesper ein. Rosa bot den Insekten süßen Nektar an und dafür trugen diese ihre Pollen weiter.
Die dunkleren Knospen an den langen starken Trieben warteten auch auf ihr Erwachen, doch dafür musste die Sonne am blauen Himmel noch etwas höher steigen und wärmere Strahlen auf die Erde schicken. Ein leichter Windhauch ließ das sattgrüne Laub der Rosenkönigin rascheln. Sie schüttelte ihr Haupt und schaute über ihr Reich:

Im Rosengarten wuchsen edle und langstielige Beetrosen, die in allen erdenklichen Farben von weiß bis dunkelviolett blühten. Kletterrosen eroberten mit ihren Zweigen Torbögen und Rankgitter und ließen Kaskaden von weißen, rosafarbenen und roten Blüten über die Besucher fließen. Alte historische Rosen verströmten ihren betörenden Duft und kleine Zwergrosen drängten sich an den Rändern der Beete. Die Rosenkönigin streckte ihre starken Zweige aus und klammerte sich an der alten Burgmauer fest. Seit vielen hundert Jahren kletterte sie an der Mauer entlang und begrünte diese. Die Rosenkönigin war eine Hundsrose aus der Gattung der Rosa canina. Ihre Blüten waren fünfgeteilt und von blassen Rosa, das sich zur Mitte hin weiß färbte. Lange, gelb-orangefarbene Staubblätter saßen in der Mitte. Im Herbst trug Rosa ein Kleid aus leuchtorangefarbenen Hagebutten.

Obwohl Rosa nicht so elegant aussah wie die Edelrosen und ihre Blüten nicht so üppig gefüllt waren wie bei den englischen und französischen Rosen, war sie doch die Königin unter den Rosen. Rosa war stark und wehrte Krankheiten wie Pilzbefall oder Mehltau ab. Sie hielt auch den stärksten Frost aus. Sie liebte die Sonne, doch auch Schatten und Regen schadeten ihr nicht. Anhaltende Dürre im Sommer konnte Rosa ohne weiteres verkraften. Ihre spitzen Stacheln vertrieben jeden Feind. Ihre starken Triebe klammerten sich an die Mauer und in all den Jahrhunderten, die sie hier wuchs, hatte sie schon viele Nachkommen heranwachsen sehen.

Die Sonne kletterte am wolkenlosen Firmament hoch und strahlte warm auf die Rosenkönigin herab. Meisen, Finken und Amsel saßen auf ihren Zweigen und trällerten ihre Lieder in den Rosenpark. Besucher bewunderten die Schönheit der Rosen und ihrer Begleiter: den blauen Rittersporn, den violetten Lavendel und die weiße Clematis. Doch die Rosenkönigin wurde am meisten bestaunt und viele Fotos wurden von ihr gemacht. Stolz zeigte sie all ihre Pracht. Spät am Abend als die Sonne rotglühend hinter dem Horizont verschwand, kehrte Ruhe in den Rosengarten ein. Die Bienen kehrten in ihren Stock zurück, die Schmetterlinge klappten die Flügel ein und Meise und Amsel suchten zwischen den grünen Blättern Schutz für die Nacht. Rosa, die Rosenkönigin, kam nicht zur Ruhe. Ihre zahlreichen Blüten verströmten auch in der Nacht noch ihren lieblichen Duft.

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Monika

© by Monika Kaiser. Buchhändlerin, Betreuungskraft, Autorin bei Mal-alt-werden.de

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