Das Morgenritual mit Hindernissen. Eine Rätselgeschichte zu dem Thema Badezimmer

Egon ist morgens, wenn er sich für die Arbeit fertig macht, auch nach dem Gang unter die Dusche immer noch sehr müde. Daher hat er es gerne, dass die Dinge, die er zum Rasieren, Duschen, Kämmen, Föhnen, Anziehen und Zähneputzen braucht, immer an dem selben Platz liegen.
Nun begibt es sich jedoch manchmal, dass seine Angetraute Ute im Haus aufräumt. Und oft nimmt sie sich auch das Badezimmer vor.
Dann werden die Schubladen ausgeräumt und sauber gemacht, Schränke ausgewaschen, die Handtücher und der Badvorleger gewechselt und die Armaturen entkalkt.
Ja, Egon sieht es ein, dass das alles erledigt werden muss. Aber warum kann danach nicht wieder alles an seinem Platz stehen?! Fast hätte er sich heute Morgen schon den Rasierschaum auf die Zahnbürste geschmiert – ohne Brille sieht er doch so schlecht. Und auch das Duschgel stand nicht mehr in der Dusche. Er musste dann wohl oder übel auf das Duschgel seiner Frau ausweichen. Mit Rosenduft. Beim Abtrocknen hat er es dann gesehen. Die Flasche stand wohl in der Dusche, hatte sich aber hinter Utes Shampoo versteckt.
Nun steht er vor dem Spiegel. Geduscht, in ein Badehandtuch gewickelt, mit dem Föhn in der Hand und wieder auf der Suche. “Den dunkelbraunen Griff kenne ich doch wie meine Westentasche – wo wird er denn wohl sein?”, murmelt er. Er setzt seine Brille auf durchforstet die Schubladen: “Nichts zu sehen…”, stöhnt er, “Das Ding habe ich jetzt schon so viele Jahre, das wird doch wohl nicht weggekommen sein!”. Auch in den Schränken findet er nichts. Dieser Gegenstand für die Körperpflege ist für Egon eigentlich der Wichtigste. Er nutzt ihn häufiger am Tag und trägt ihn oft bei sich. Durch seine Größe und flache Form passt er auch fast überall hinein.
Er schaut in den Spiegel: “Wenn ich ihn jetzt nicht finde, werde ich gleich ganz schön zerzaust aussehen…”, denkt er und fährt mit den Fingern durch seine Haare. Egon seufzt. In dem Moment klopft es an der Badezimmertür. Egon öffnet sie. Ute streckt ihm, in ihren Bademantel eingehüllt, das gesuchte Utensil entgegen. “Schau”, sagt sie, “den habe ich gerade unten auf der Kommode liegen sehen und dachte, du brauchst ihn sicherlich…”. Egon lächelt erleichtert und streicht über die Zinken. Ja natürlich, er hatte ihn gestern aus seinem Sacko genommen und dann anscheinend unten vergessen. Egon tut es Leid, dass er Ute verdächtigt hatte, sagt ihr aber nichts davon. Stattdessen gibt er ihr einen Kuss auf die Stirn: “Danke mein Schatz. Den habe ich schon gesucht!”. Dann kann er endlich mit seinem Morgenritual weitermachen. Gleich muss er auch schon ins Büro.



Was hat Egon heute Morgen im Badezimmer gesucht?
Lösung: seinen Kamm

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Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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