Sprichwortgeschichte “Sommer”

Früher war alles besser. Vor allem der Sommer. Der war wärmer. Der Winter war kälter. In diesem Jahr wollte der Sommer gar nicht recht kommen. Marie Meyer saß auf ihrem Balkon und ärgerte sich. Sie musste eine Strickjacke tragen. Dabei war sie gestern mit ihrer Schwester spazieren gegangen und die beiden hatten eine Schwalbe gesehen. Doch das hatte sich der alte Spruch wieder bewahrheitet:

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Auf dem Spaziergang hatten die beiden Schwestern auch Herrn Müller, ihren Nachbarn aus der ersten Etage, getroffen. Der war immer schlecht gelaunt. Bei Herrn Müller lag das aber nicht an dem ausbleibenden Sommer. Herr Müller war von Natur aus ein alter Grießgram. Frau Meyer kannte ihn nun schon zehn Jahre und hatte schnell gelernt:

Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.

Gestern hatte er allerdings sehr freundlich gegrüßt und war sogar stehen geblieben, um sich ein bisschen mit den Schwestern zu unterhalten. Nach kurzer Zeit erfuhren die Beiden, warum Herr Müller so gut gelaunt war. Er war gerade Opa geworden. So viel Freude über einen neuen Erdenbürger hätte Frau Meyer Herrn Müller gar nicht zugetraut. Doch da hatte es sich wohl wieder bewahrheitet:

Harte Schale, weicher Kern.

Als Frau Meyer an das Enkelkind von Herrn Müller dachte, fiel ihr auch wieder ein, wie sie damals erfahren hatte, dass sie Oma wurde. Dieses warme Gefühl im Bauch. Die Rührung und die Dankbarkeit so etwas erleben zu dürfen. Das waren die Momente im Leben, die wirklich zählten. Während Frau Meyer darüber nachdachte, hatte sich ein Sonnenstrahl durch die Wolken hindurchgekämpft und fiel nun warm auf Frau Meyers Nase. Sofort schoss Frau Meyer der Gedanke:

Was lange währt, wird endlich gut.

durch den Kopf. Als sie später den Wetterbericht sah erfuhr sie, dass der Sommer sich nun durchgerungen hatte zu kommen. Es sollte endlich schön werden. Eigentlich hätte sie in ihrem Alter auch wissen müssen:

Auf Regen folgt Sonnenschein.

 

 

 

 

 

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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Keine Antworten

  1. Carmen sagt:

    Finde die Geschichte ziemlich gut. Leider wird aus Frau Meyer zum Schluss Frau Müller-dummer Schreibfehler. Bitte die letzten Sätze nachkontrollieren .
    Werde die Geschichte später gleich vorlesen.

    Danke für tolle Anregungen,
    Carmen

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