Musik für Senioren –

Matthias Ortmann im Gespräch

 

Matthias Ortmann macht Musik für Senioren.



Sänger, Chorleiter und Gesangslehrer/Vocal Coach

 

Hallo Herr Ortmann, stellen Sie sich und „Spring of Senses“ doch bitte kurz vor.

 

Guten Tag.  Ich bin Matthias Ortmann, Diplom-Gesangspädagoge und Sänger, zur Zeit vornehmlich im Bereich a cappella, mit  “6-Zylinder” und anderen Projekten. Außerdem bin ich als Gesangslehrer im Raum Dortmund tätig und Chorleiter, bei dem Gospelchor “Voices of Joy” aus Ahlen sowie ab 2012 zwei weiteren Chören.
Und  dann coache ich noch weitere Chöre und Ensembles in Präsentation und Stimmbildung, und schreibe Arrangements im Auftrag.
“Spring of Senses”, das sind Simone Küppermann und ich.  Wir wohnen in Schwerte. Frau Küppermann ist Diplom-Sozialarbeiterin und gelernte Krankenschwester und nach der Arbeit in zahlreichen sozialen Berufsfeldern  Sozialdienstleitung in einer Dortmunder Pflegeeinrichtung.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen Musik für Senioren zu machen?

 

Das lag beziehungsweise liegt in Frau Küppermanns Arbeit.  Sie bietet seit Jahren Singkreise für Senioren an  und hat mich im Jahr 2009 überzeugt, bei einem Fest in Ihrer Einrichtung mit zuspielen. Vorher hatte ich nicht gezielt Musik für Senioren gemacht  und es war einfach eine “andere Art” von Musik und eine andere Art von Feedback.  Nun hatten wir zwei Instrumente, Gitarre und Klavier, und auch zwei Stimmen.  Und damit konnten wir eine ganze Menge machen.  Daraus sind dann sogar vier saisonale Programme enstanden, die wir zu unterschiedlichen Gelegenheiten aufgeführt haben.

 

Welche Bedeutung hat Musik für Senioren und Menschen mit Demenz?

 

Eine große.  Frau Küppermann kann das sicherlich besser erklären.  Musik spricht das Gedächtnis ganz anders an  als Bilder, Bekanntschaften, Beziehungen, Ereignisse. Vermutlich, weil sie neben allem besonders die Seele berührt.  Senioren sind mit einem ganz anderen Liederkanon aufgewachsen als Jugendliche von heute und können sich an viele Melodien und Texte noch erinnern, trotz Demenz.  Hinzu kommt der Gemeinschaftsfaktor in einem Singkreis, das Gruppengefühl.  Das wird von den Teilnehmern, wenn auch sehr unterschwellig,  wahrgenommen und sie fühlen sich gut.  Hinterher ist bei vielen – wie soll man das sagen – die Sonne im Herzen aufgegangen.

 

Welche Herausforderungen sind damit verbunden Musik für Senioren zu machen?

 

Man muß sich als Künstler auf viel direkteres Feedback einstellen als Applaus. Manche berühren einen nach dem Konzert ohne Hemmungen und sagen direkt wie schön es war.  Andere lächeln nur oder weinen.
Was bei Musik grundsätzlich wichtig ist:  Die Texte laut und deutlich singen  und bei Ansagen auch in diesem Sinne sprechen.
Mal abgesehen vom Repertoire:  Viele Menschen haben keine Berührungspunkte mehr mit Volks- und Wanderliedern.  Die gewachsene Liedkultur der Deutschen fand man nach dem desaströsen Umgang mit Musik in der Nazizeit höchstens im Gesangverein oder in der Mundorgel wieder.   Man muß sich also, als “jüngerer” Mensch, erstmal drauf einlassen.  Dann entdeckt man auch, dass wirklich schöne Lieder dabei sind.
Schließlich und endlich ist die Musik zur Aktivierung für Senioren und Demenzkranke ideal, weil sie mehrere Sinne anspricht.  “Quell der Sinne” = “Spring of senses”  –  so haben wir unser Projekt dann auch genannt.

 

Aktuell ist die CD „Mitsingen und Zuhören“ von Ihnen erschienen. Was ist darauf zu hören?

 

Die CD ist im Vincentz-Verlag erschienen.  Der hatte schon zuvor eine Textsammlung von Volksliedern herausgegeben.  Und daraus haben Frau Küppermann und ich 16 Stücke ausgewählt,  die wir großteils schon im Repertoire hatten  und im Studio eingespielt.  Zum Zuhören singen wir die Melodie in zwei Oktaven, bieten auch eine Zweitstimme an,  und zum Mitsingen erklingt jeweils auf einem separaten Track die Instrumentalbegleitung.  Flügel oder E-Piano mit Gitarre dazu, manchmal auch Akkordeon,  vielfach wird die Melodie extra mitgespielt.
Zusammen mit den Texten ein ideales Kleinod  fürs Singen mit Senioren.

 

Warum haben Sie sich dazu entschlossen eine solche CD aufzunehmen?

 

Erstens:  Wir singen das Repertoire der CD ohnehin schon.
Zweitens: Die meisten Volkslieder-CDs die es schon gibt, sind nur zum Zuhören geeignet, bieten aber die Melodien nicht in einer für Senioren “stimmigen” Höhe und Lage an.
Das war – hoffentlich – eine Marktlücke, und die Idee da hineinzustoßen kam uns recht spontan.
Der Vincentz-Verlag war der erste, dem wir das Projekt angeboten haben  und er hat auch gleich zugegriffen.

 

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?  

 

Wenn die Nachfrage entsprechend läuft,  können wir uns vorstellen, Vincentz eine weitere CD anzubieten,  vielleicht speziell mit Weihnachts- und Winterliedern.
Ansonsten hoffen wir noch vielen Senioren eine musikalische Freude bereiten zu können.
Ich selbst fange 2012 mit neuen Chören und noch einem weiteren hoffnungsvollen neuen Projekt an.

 

Herzlichen Dank, Herr Ortmann !!!

Herzlich gerne.

 

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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