Kurzaktivierungen: 20 kostenlose Anregungen mit Alltagsmaterial

Für eine Kurzaktivierung braucht man nur wenige Minuten: Wenige Minuten, in denen man viel bewirken kann. Einen vorgeschriebenen Ablauf für Kurzaktivierungen gibt es nicht. Es hat sich allerdings in der Praxis vielfach bewährt Material einzusetzen das die Teilnehmer “begreifen” und in der Hand halten können. Aufbauend auf die Reize, die durch das Material aufgenommen werden, können verschiedene Elemente in die Kurzaktivierung eingebaut werden.

Beispiele: Biografische Fragen als Gesprächsimpulse, kleine Bewegungsübungen, kleine Übungen für das Gedächtnistraining, Wahrnehmungsübungen, Lieder, Gedichte, Kurzgeschichten.



Um Ihnen Ideen für Kurzaktivierungen im Alltag zu geben, haben wir hier 20 Anregungen für Sie skizziert. Bedenken Sie bitte, dass  die Anregungen an die Bedürfnisse und Möglichkeiten Ihrer Teilnehmer angepasst werden müssen.

20 Anregungen für Kurzaktivierungen

  1. Schwämme. In einen Schwamm hineinzugreifen ist etwas ganz besonderes. Es gibt Schwämme in so vielen Variationen, dass man sich schon mit dem Fühlen der Unterschiede in einer Kurzaktivierung begnügen kann. Es bietet sich an die Teilnehmer zu fragen wo sie früher Schwämme eingesetzt haben. Für die Körperpflege? Zum Putzen? Mit weichen Schwämmen kann man gut kleine Bewegungsübungen durchführen. Die Schwämme werden in die Hand genommen und die Finger einzeln hinein gedrückt.
  2. Gläser mit Schraubverschluss. Gläser mit Schraubverschluss können sehr unterschiedlich sein. Manche Gläser lassen sich leicht öffnen und schließen, andere sehr schwer. Probieren Sie das Öffnen und Schließen der Gläser mit den Teilnehmern aus. Regen Sie ein Gespräch darüber an, was man in solchen Gläsern einkaufen oder aufbewahren kann.
  3. Bälle. Bälle haben einen ganz natürlichen Aufforderungscharakter. Manchmal reicht es schon einen Ball einfach nur hin und her zu werfen. Mit fitteren Teilnehmern kann man ein kleines Assoziationsspiel machen. Wer den Ball fängt, muss zum Beispiel ein Tier oder eine Blume nennen (der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt).
  4. Tücher. Halstücher, Jongliertücher, Seidentücher. Befühlen, betrachten, bestaunen steht im Mittelpunkt, wenn Sie die Tücher bei einer Kurzaktivierung einsetzen. Schließen Sie kleine Bewegungsübungen daran an: Die Teilnehmer können das Tuch in einer Hand zusammenknüllen, es mit beiden Händen in die Länge ziehen, es zwischen den Händen reiben, mit nur zwei Fingern halten, oder, oder, oder.
  5. Rasseln. Rasseln muss man nicht extra kaufen. Sie zu basteln kann auch eine tolle Aktivierung sein (wenn auch keine kurze 😉 ). Mit den Rasseln kann dann in der Kurzaktivierung ein einfacher Takt gerasselt werden oder ein bekanntes Volkslied begleitet werden. Wenn mehrere Rasseln vorhanden sind, kann man auch den Klang vergleichen.
  6. Wäscheklammern. Wäscheklammern sind ein sehr beliebtes Material für Kurzaktivierungen. Man kann sie aneinander heften, an die eigene Kleidung heften, einen Zettel mit einer Wäscheklammer von einem Teilnehmer zum anderen geben und sie natürlich für Gesprächsimpulse über das Waschen nutzen.
  7. Kleiderbügel. Auch bei Kleiderbügeln bieten es sich an biografische Fragen zu den Themen Waschen und Kleidung einfließen zu lassen. Bringen Sie möglichst verschiedene Kleiderbügel mit und fragen Sie die Teilnehmer wofür sich welcher Kleiderbügel am besten eignet. Vielleicht haben Sie auch Wäschestücke dabei, die man exemplarische aufhängen kann. Kleiderbügel mit einer Stange kann man ineinander hängen und so eine Kette aus Kleiderbügeln erstellen.
  8. Plastikbecher. Plastikbecher kann man stapeln,  einen kleinen Ball damit herumgeben (Tischtennisbälle sind dafür gut geeignet) oder ihn auf der flachen Hand balancieren . Unter dem Bechern können auch kleine Gegenstände versteckt werden oder man kann ein Bechermemory improvisieren (dafür müssen unter den Bechern paarweise vorhandene Gegenstände versteckt werden).
  9. Kaffeemühle. Der absolute Klassiker in der Seniorenbetreuung eignet sich hervorragend für Kurzaktivierungen. Fragen Sie die Teilnehmer ob sie früher selber eine Kaffeemühle hatten und wie diese aussah. Mahlen Sie echten Kaffee und lassen Sie alle an dem gemahlenen Pulver riechen.
  10. Blumen. Blumen zu betrachten und daran zu riechen reicht meist schon aus um ein Gespräch anzuregen. Sammeln Sie Blumennamen mit den Anfangsbuchstaben des ABCs und fragen Sie die Teilnehmer nach ihren Lieblingsblumen.
  11. Wolle. Haben die Teilnehmer früher gestrickt? Gehäkelt? Woran erkennt man gute Wolle? Wickeln Sie die Wolle ab und wieder auf. Ein schönes Spiel ist es, wenn man die Wolle von einem Teilnehmer zum anderen wirft und die Wolle dabei Stück für Stück abwickelt (man behält immer den Faden in der Hand) hinterher, wirft man das Knäuel auf dem gleichen Weg zurück und rollt die Wolle so wieder auf.
  12. Knöpfe. Manche Menschen mit Demenz tendieren dazu Knöpfe in den Mund zu stecken- seien Sie deshalb vorsichtig. In Kurzaktivierungen kann man besonders gut Sortierspiele mit Knöpfen durchführen. Sortieren Sie die Knöpfe nach Größe, Farbe oder Sorte.
  13. Servietten. Servietten falten ist wahrscheinlich die beliebteste hauswirtschaftliche Tätigkeit in deutschen Pflegeheimen. Passen Sie die Faltanleitung an die Fähigkeiten der Teilnehmer an. Bei Menschen mit Demenz kann es auch schon eine Herausforderung sein die Servietten einfach in der Mitte zu falten.
  14. Kochlöffel. Kochen war für viele Hausfrauen früher der Mittelpunkt des Tages. Das Thema eignet sich also ganz hervorragend für Gespräche und biografisches Arbeiten. Wenn man viele Holzkochlöffel zur Verfügung hat, kann man damit auch “Kochlöffelmikado” spielen. Die meisten Gymnastikübungen, die man mit Stäben machen kann, kann man auch mit Kochlöffeln ausführen- lassen Sie die Teilnehmer doch die Kochlöffel mal als “Rückenkratzer” benutzen :-D.
  15. Stifte. Stifte braucht man zum Malen und Schreiben. Und genau dazu sollte man sie auch bei einer Kurzaktivierung benutzen. Bringen Sie viele unterschiedliche Stifte mit: Bleistifte, Kugelschreiber, Filzstifte, Buntstifte, Fineliner und lassen Sie die Teilnehmer die unterschiedlichen Stifte ausprobieren. Es reicht einen Strich auf ein Blatt Papier zu malen.
  16. Stoffreste. Cord, Samt, Seide, Jeans, Baumwolle oder was Sie sonst noch so finden. Es ist ein tolles haptisches Erlebnis die Stoffe in der Kurzaktivierung zu erfühlen. Besprechen Sie mit den Teilnehmern für welche Kleidungsstücke sich welcher Stoff eignet. Haben die Teilnehmer früher genäht? Wenn ja, eignet sich das Thema für ein biografisches Gespräch.
  17. Ordner. Papierkram mag nicht jeder gerne aber fast jeder muss sich im Laufe seines Lebens mal damit auseinander setzen. In mitgebrachten Ordnern können in der Kurzaktivierung Papiere sortiert werden. Wenn die Papiere einlaminiert werden, ist das Papier nicht nur abwaschbar, es lässt sich auch leichter greifen.
  18. Münzen. Geldstücke eignen sich für viele kleine Sortierspiele und Fingerübungen. Man kann Münzen nach Größe oder Wert sortieren. Man kann sie stapeln oder rollen und man kann sie in ein mitgebrachtes Sparschwein stecken.
  19. Bierdeckel. Wer hat als Kind nicht gerne Häuser aus Bierdeckeln gebaut? Mit fitteren Teilnehmern kann man das auch bei einer Kurzaktivierung probieren. Als Thema für biografische Gespräche eignen sich frühere Kneipenbesuche, die Lieblingsbiermarke oder andere Themen. Wenn man verschiedene Bierdeckel hat, kann man diese auch sortieren lassen.
  20. Postkarten. Wer keine Postkarten hat, kann auch alte Kalenderblätter nutzen. Die Gespräche für die Kurzaktiverung ergeben sich aus dem Motiv. Postkarten oder Kalenderblätter können auch in mehrere Teile zerschnitten und so als Puzzle für die Kurzaktivierung genutzt werden.

Vergessen Sie auch die jahreszeitlichen Materialien für Kurzaktivierungen nicht. Beispiel: Mit Kastanien kann man toll basteln.

Natali

© by Natali Mallek. Dipl. Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin, Gedächtnistraininerin, Master of Arts "Alternde Gesellschaften", Gründerin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Natali Mallek finden Sie hier. Fortbildungen mit Natali Mallek finden Sie hier.

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