Dinge im Alltag, mit denen der Gleichgewichtssinn trainiert werden kann

Gehen Sie einmal morgens nach dem Frühstück zu Frau Schmidt und sagen ihr “Wir trainieren heute Ihren Gleichgewichtssinn” oder “Lassen Sie uns doch heute etwas leckeres zusammen kochen”. In welchem Fall kommt Frau Schmidt wohl lieber mit Ihnen mit?!

Oft ist es für uns leichter etwas zu trainieren wenn wir es gar nicht so bewusst wahrnehmen. Zusätzlich haben wie eine größere Ausdauer. Jeder kennt das – Zum Beispiel beim Sport. Der Eine hört Musik, der Andere liest oder schaut fern, der Dritte sucht sich eine gesellige Gruppe und unterhält sich, usw…



So ist das im Alter auch. Der Gleichgewichtssinn lässt nach. Da die meisten dies auch sehr bewusst wahrnehmen steigert sich auch die Angst aufzustehen, zu gehen, freihändig zu stehen, auf Stühlen ohne Armlehnen zu sitzen und Treppen zu steigen. Gerade diese Dinge müssen aber (wenn physiologisch möglich) trainiert werden um dem weiteren Abbauprozess vorzubeugen. Wir haben fünf Tipps für Sie zusammengestellt, wie der Gleichgewichtssinn in Alltagssituationen trainiert werden kann.

 

  1. Gemeinsam Kochen.
    Kartoffeln schälen ist eine gewohnheitsmäßige Handlung, bei der die meisten gar nicht darüber nachdenken,dass sie gerade stehen. 15 Minuten stehend an der Arbeitsplatte/am Tisch Kartoffeln schälen trainieren das Gleichgewicht und Sie vermitteln zusätzlich ein positives Erfolgserlebnis anhand der geschälten Kartoffeln (‘Das habe ich heute geschafft’). Außerdem erfährt derjenige Werstschätzung.
    Die gleiche Übung können Sie natürlich auch mit Rollstuhlfahrern machen. Das automatische Vorbeugen beim Kartoffeln schälen trainiert sehr gut die Rumpfstabilität.
  2. Waschen/Zähne putzen.
    Viele Ihrer Patienten/zu betreuenden Personen werden im Sitzen oder Liegen gepflegt. Nehmen Sie sich die Zeit und gehen Sie zum Waschbecken und lassen diejenigen zum Händewaschen, Gesichtwaschen, Zähneputzen etc. aufstehen. Viele gucken auch gerne mal wieder in den Spiegel. Das Gleiche gilt natürlich auch wieder für unsere Rollstuhlfahrer.
  3. Aufgaben verteilen.
    Verteilen Sie kleine Aufgaben an Personen, für die es wichtig ist, sich regelmäßig zu bewegen. Die Zeitung aus dem Briefkasten/von der Rezeption holen, Blumen gießen, Mitbewohner zum Essen holen, etc… Kleine Aufgaben und das Gefühl, gebraucht zu werden vermitteln auch Wertschätzung, die auch für Rollstuhlfahrer sehr wichtig ist.
  4. Gartenarbeit.
    Pflanzen Sie gemeinsam an einem Tisch stehend Balkonpflanzen ein, zupfen Sie (wenn physiologisch noch möglich) Unkraut und pflücken Sie zusammen Himbeeren, Erdbeeren oder Johannisbeeren. Aus den Früchten lässt sich dann noch gemeinsam ein leckerer Kuchen backen – Natürlich im Stehen. Auch die Rollstuhlfahrer werden so gerne ihre Rumpfstabilität trainieren.
  5. Gemeinsam Singen.
    Machen Sie aus Ihrem Singkreis einen Chor. Verteilen Sie Noten und stehen Sie gemeinsam auf. Das Heben der Arme beim Notenlesen trainiert zusätzlich die Arm- und Rückenmuskulatur und trainiert die Verlagerung des Körperschwerpunktes. Dies ist auch eine gute Übung für Rollstuhfahrer.

 

Wichtig ist, dass Sie bei allen Übungen dabei bleiben und wenn nötig Hilfestellungen geben. Passen Sie die Aufgaben an die Fähigkeiten und Möglichkeiten Ihres Patienten/zu Betreuenden an und überfordern Sie nicht. Steigern Sie das Programm langsam und zeigen Sie Ihrem Patienten/zu Betreuenden, was er/sie schon alles geschafft hat.

Ein positives Erfolgserlebnis und Wertschätzung ist so wichtig…

Natürlich gibt es auch einige Gymnastik- Übungen , mit denen man den Gleichegwichtssinn trainieren kann. Spielerisch in die Sitzgymnastik integriert machen sie doppelt so viel Freude und sind auch doppelt so wirksam.

 

Annika

© by Annika Schneider. Staatlich examinierte Ergotherapeutin, Chefredakteurin von Mal-alt-werden.de. Bücher von Annika Schneider finden Sie hier.

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